Abfallentsorgung – Der Blick in die Schwellenländer I

Stichwort Recycling: Was kann man Allgemeines dazu sagen. Im Großen und Ganzen funktioniert es in Deutschland ganz gut. Grund zur Kritik gibt es dennoch. Mit adäquateren Gesetzen und ambitionierteren Recyclingquoten wäre noch viel mehr möglich. Man könnte auch sagen: Das derzeitige Recycling in Deutschland wird deshalb als so gut angesehen, weil die anderen Länder in Europa noch nicht das hiesige Niveau erreicht haben. Es ist also eine Sache des Vergleichs. Betrachtet man nur Deutschland, gibt es ausreichend Potenzial zur Verbesserung und Effizienzsteigerung. Wirft man einen Blick auf andere EU-Länder, muss man Deutschland loben. Und wandert der Blick in die Schwellenländer, fällt einem die Kinnlade bis an die Brust.
Abfall ist international
Abfall ist ein weltweites Problem und die Folgen betreffen uns alle. In Europa und vor allem in Deutschland können Abfälle stofflich und energetisch genutzt werden. Abfälle werden als Wertstoffe betrachtet – und das sind sie auch. Da wir den Umgang mit Abfällen als nationale Angelegenheit auffassen, sehen wir oft nicht, was für immense Umweltschäden entstehen, wenn der Umgang mit ihnen anderswo auf der Welt nicht funktioniert. In Schwellenländern werden Abfälle zum großen Teil in ungesicherten Deponien gelagert, meist nicht sortiert und nicht selten im Wohnumfeld. Diese Deponien verunreinigen die Böden und deren Emissionen die Luft. Das beschleunigt die vom Menschen beeinflusste Klimaerwärmung.
Ein weiteres Problem ist die Verschmutzung der Weltmeere. 80 Prozent der Abfälle im Meer wurden vom Land in die Gewässer getrieben. Ein beträchtlicher Teil davon ist auf eine ungenügende Abfallwirtschaft zurückzuführen. Der Abfall wird im Meer von Sonne, Wind und Wasser zerrieben. Vor allem die Plastikabfälle verursachen große Umweltschäden und auch Gesundheitsschäden, da sie als Mikropartikel in unsere Nahrung gelangen.
Abfallentsorgung ist ein zentrales Thema
Man stelle sich vor, Angela Merkel tritt nach ihrer Angelobung zur Bundeskanzlerin vor die Medien und nennt fünf große Vorhaben, die sie binnen der ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit anzugehen gedenkt. Und eines davon wäre die Abfallentsorgung. Unvorstellbar wäre dies in Deutschland. Realität war es in Ägypten. Als Mohammed Mursi im Juni 2012 zum ägyptischen Staatspräsidenten gewählt wurde, geschah genau das.
Umgang mit Abfällen an den Beispielen Ägypten und Indien
Bei etwa 85 Millionen Einwohnern hat Ägypten ein jährliches Haushaltsabfallaufkommen von rund 21 Millionen Tonnen. Zum Vergleich: Die rund 80 Millionen Einwohner in Deutschland produzieren etwa doppelt so viel. Während aber in Deutschland das meiste davon stofflich oder energetisch verwertet wird, landen in Ägypten mehr als 80 Prozent auf ungeordneten Deponien. Ungeordnete Deponien sind gleichzusetzen mit einem Haufen unbehandelter und nicht getrennter Abfälle. Viele befinden sich an Flüssen und neben Straßen. Sie verunreinigen Wasser, Boden und Luft, sind ein Gesundheitsrisiko und schaden dem Tourismus.
Der Staat ist mit der Abfallentsorgung überfordert. Nur knapp 60 Prozent der Abfälle werden ordnungsgemäß eingesammelt. In Kairo erledigen das die sogenannten „Zabbaleen“.
Gegen eine Gebühr sammeln diese die Abfälle vor den Haustüren ein. Später wird der Abfall per Hand sortiert und fast 30 Prozent davon wird recycelt.
Betrachtet man die Situation in Indien, werden viele Parallelen zu Ägypten offensichtlich. Dort landet beinahe die gänzliche Menge an Abfällen auf umweltschädlichen Deponien ohne Abdichtung, Sickerwasserfassung oder Gasfassung. Dadurch macht es keinen Unterschied, ob die Deponie eine von den Behörden genehmigte ist oder bloß ein stetig wachsender Haufen Müll. Große Mengen landen schlussendlich in Flüssen, sodass diese als Trinkwasserquelle untauglich sind. Eine nicht zu erfassende Menge wird auf und neben den Straßen von Rindern und anderen Tieren gefressen.
Sowohl Ägypten als auch Indien eint, dass die für die Abfallentsorgung zuständigen Institutionen mit der Problematik stark überfordert sind. Es gibt kaum ausgegorene Strategien. Der Sektor der Abfallentsorgung ist unterfinanziert und eine den europäischen Standards entsprechende Abfallentsorgung ist für Schwellenländer realistisch betrachtet allein auch nicht finanzierbar.
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Quellen:
https://www.giz.de/de/weltweit/15109.html
https://www.giz.de/de/weltweit/22230.html
4 Kommentare
Dazu passt die Meldung von gestern: https://greenpeace-magazin.de/tickerarchiv/recyclingbranche-europaeischen-muell-deutschland-verwerten.
Wie immer stärker wahrzunehmen ist, stellt Abfallentsorgung eines der wichtigsten Themen der Menschheit heute und in Zukunft dar. Denn ganz offensichtlich stehen nicht nur die materialreichen Länder vor dieser Problematik. Da die Auswirkungen nicht lokal begrenzt bleiben, sondern sich global niederschlagen, hat sich die Politik vielerorts des Themas angenommen und ist um Lösungen bemüht. Diese Tendenzen werden sich weiterhin verstärken, weil man nicht mehr um das Thema herumkommen wird.
Sehr schade zu wissen, dass Abfälle in vielen Ländern in ungesicherte Deponien gelagert werden. Dadurch entstehen immense Umweltschäden. Das beeinflusst auch die Klimaerwärmung. Die Abfälle müssen wiederverwertet werden.
Ich habe mir mehrere Mulden bestellt, um den Abfall loszuwerden. Beim Abdecken des Daches ist so einiger Schrott angefallen. Den zu entsorgen, dazu benötigte ich ein Unternehmen, weil ich gar nicht weiß, wo auf der Müllhalde ich es abgeben müsste.