Entsorgungsweg für Straßenpech: Deponiebaustoff oder thermische Verwertung?
In den letzten Wochen war die Deponierung von Abfällen immer wieder ein Thema hier auf dem Wertstoffblog: Zuerst ging es um knappe Kapazitäten für mineralische Bauabfälle, dann um den Beitrag zum Klimaschutz eines Deponierungsverbots für unbehandelte Siedlungsabfälle. Dieses Mal beschäftigen wir uns mit teerhaltigem Straßenaufbruch besser bekannt als Straßenpech und mit der Frage, ob er aus ökologischer Sicht besser auf der Deponie oder in der thermischen Verwertung entsorgt werden sollte.
Hinter der etwas sperrig anmutenden Bezeichnung teerhaltiger Straßenaufbruch verbergen sich im Straßenasphalt befindliche Kohlenteere, die bis vor einigen Jahrzehnten als Bindemittel eingesetzt wurden und bei Bauarbeiten wieder zum Vorschein kommen – Straßenaufbruch eben. Bei der Instandsetzung der Straßennetze sind diese Teere entweder überbaut oder als Straßenschicht wieder eingebaut worden.
Eine direkte Umweltbelastung bleibt so zwar ausgeschlossen, aber dennoch tritt das schadstoffbelastete Material bei Baumaßnahmen wieder zutage und wird nicht entsorgt. Damit soll Schluss sein: Bund und Länder wollen die verbliebenen Teermassen dem Asphalt entnommen und entsorgt sehen, dies wird dann aller Voraussicht auch bald für Straßen auf kommunaler Ebene der Fall sein. So weit, so gut. Doch wohin mit dem Straßenpech?
Studie untersucht sinnvollsten Entsorgungsweg
Um diese Frage zu beantworten, hat der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft e.V. beim ifeu Institut für Energie- und Umweltforschung eine Studie in Auftrag gegeben. Die Forscher haben untersucht, welche der grundsätzlich infrage kommenden Entsorgungswege für teerhaltigen Straßenaufbruch die Verwendung als Deponiebaustoff oder die thermische Verwertung aus ökologischer Sicht am sinnvollsten ist.
Beide Entsorgungsoptionen wurden zunächst unabhängig von Transportketten analysiert und bewertet. In einem zweiten Schritt haben die Forscher Transportentfernungen zu Deponien und thermischen Behandlungsanlagen herangezogen. Dadurch sollen die Auftraggeber für die Entsorgung des teerhaltigen Straßenaufbruchs in die Lage versetzt werden, die ökologisch günstigsten Entsorgungswege unter den örtlichen Rahmenbedingungen zu identifizieren. Praxisnahe Forschung also.
Was meint „ökologisch sinnvoll“?
Für die ökologische Bewertung beider Entsorgungswege wird das Instrument der Abfallökobilanz herangezogen.
Die Bilanz ist zweiteilig: Im oberen Teil der Bilanz sind die Umweltlasten (Wirkungskategorien) erfasst, die durch die Entsorgung anfallen. Im unteren Teil stehen die Umweltlasten, die durch das Recycling beziehungsweise die Substitution von Primärrohstoffen vermieden werden. Eine Öko-Gutschrift sozusagen. In der Gesamtbetrachtung geht es darum, welcher Verwertungsweg die wenigsten Umweltlasten hervorruft; also ökologisch am sinnvollsten ist.
Eigenschaften der Entsorgungswege
Teerhaltiger Straßenaufbruch wird auf Deponien als Baustoff verwendet: Zur strukturgegebenen Gestaltung der Deponie, als Material für den internen Wegebau oder als Schutzschicht in verschiedenen Bereichen einer Deponie. Oder wie es in der Studie heißt: „In Summe führt die Verwertung von teerhaltigem Straßenaufbruch zu Bauzwecken auf der Deponie zu einer Substitution konventioneller, auf primärer Rohstoffbasis hergestellter Baustoffe, welche in Form von Herstellung im Steinbruch gutgeschrieben werden.“
Beim Entsorgungsweg der thermischen Behandlung wird der teerhaltige Straßenaufbruch verbrannt. Die daraus gewonnene Energie wird über eine Dampfturbine in Strom gewandelt und kann zudem grundsätzlich als Fernwärme abgegeben werden. In beiden Fällen wird entsprechende Energie aus dem jeweiligen regionalen Energieträgermix substituiert. Weiterhin kann das zurückgewonnene Gesteinsmaterial wieder im Straßenbau etc. eingesetzt werden.
Was ist nun ökologischer?
Die Verwertung auf der Deponie schneidet gegenüber der thermischen Behandlung im Status quo besser ab, wenn die Zusatztransportstrecke zur thermischen Behandlung größer ist als 60 Kilometer per Schiff. Der Vergleich fand auf Grundlage der verfügbaren Daten einer maßgeblichen thermischen Behandlungsanlage in den Niederlanden statt, in Deutschland existiert aktuell keine nennenswerte Kapazität zur Behandlung von teerhaltigem Straßenaufbruch.
Würde eine entsprechende thermische Anlage mit Anschluss ans Fernwärmenetz und der damit verbundenen Optimierung der energetischen Nutzung in Deutschland in Mittelgebirgsnähe errichtet werden, so würde sie gegenüber der Verwertung auf der Deponie besser abschneiden, wenn die Zusatztransportstrecke zur thermischen Anlage 90 Kilometer per Lkw nicht überschreitet. Für die Beseitigung auf der Deponie sind es immerhin 470 Kilometer Transportstrecke, die es zu unterschreiten gilt.
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