Sortenreine Erfassung von Bioabfällen ist ein Muss!

Gepostet von am 21. Juli 2017

Sortenreine Erfassung von Bioabfällen ist ein Muss!

Betreiber von Bioabfallbehandlungsanlagen, die Komposte und Gärprodukte herstellen, sind zunehmend mit dem Problem eines steigenden Fremdstoffanteils in den Anlieferungen konfrontiert. Das betrifft Anlieferungen sowohl aus bestehenden Sammelgebieten, als auch aus solchen, die durch die Getrenntsammelpflicht neu hinzugekommen sind. Im Ergebnis reichen die Maßnahmen an der Anlage selbst zum Teil nicht mehr aus, um die hohen Qualitäten an organischen Düngemitteln herzustellen, die für eine hochwertige Verwertung und Kreislaufführung erforderlich sind.

Durch die Ausschreibungen selbst müssen teilweise so hohe Mengen an Fremdstoffen toleriert werden, dass von keiner ausreichenden Basis für eine hochwertige Verwertung mehr gesprochen werden kann. Beispielsweise können laut einer Ausschreibung im Saarland zur Sammlung von Bioabfällen selbige bis zu 15 Gewichtsprozent (!) Störstoffe enthalten. In anderen Ausschreibungen weist der kommunale Auftraggeber sogar jegliche Gewähr für die Qualität der angelieferten Abfälle von sich. Dabei braucht es alle Akteure (Bürger, öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger, Berater/Planer, Sammler, Anlagenbetreiber), um sich gemeinschaftlich für eine hochwertige Verwertung zu engagieren und passende Maßnahmen dafür zu ergreifen.

Wie das aussehen kann, ist im Rahmen eines Forschungsvorhabens dargelegt worden. Dabei wurden Einflussgrößen auf die Qualität der Bioguterfassung identifiziert und Handlungsempfehlungen abgeleitet. Zu den wesentlichen Handlungsempfehlungen zählen:

  1. Ziel und Zweck der sauberen Trennung dem Bürger über gute Öffentlichkeitsarbeit vermitteln. Maßnahmen müssen konsequent und kontinuierlich durchgeführt werden, da die Biogutqualität im zeitlichen Abstand zur Kampagne abnimmt.
  2. Gezielte Einbindung von Personen, die eine Multiplikatoren-Funktion übernehmen können (zum Beispiel Hausmeister oder Hauverwalter in Großwohnanlagen oder Kinder).
  3. Inputstoffe für die Biotonne klar definieren.
  4. Bereits bei der Abfallsammlung Stichprobenkontrollen durchführen.
  5. Nutzerfreundliches Sammelsystem anbieten:

Themen wie Geruch und Hygiene/Ungeziefer werden oft als Hemmnisse bzw. Störfaktoren benannt, denen entsprechend begegnet werden muss. Dazu können technische Lösungen zur Verfügung gestellt werden (beispielsweise Filterdeckel auf Biotonnen), oder aber bestimmte Beutel oder Kleinsammelgefäße. Beispielsweise gibt es gute Erfahrung mit einem dem Bürger zur Verfügung gestellten „Starterpaket“ bestehend aus einem Vorsortiergefäß, einer Probepackung Sammelbeuteln (z. B. aus Papier), Infoflyern und einem Aufkleber „was darf rein“.

  1. Einfluss von Behältergröße und Abfuhrhäufigkeit berücksichtigen.
  2. Gebühren verursachergerecht gestalten. Die spezifischen Gebühren für das Biotonnen-Volumen sollten deutlich unter denen für Restabfall liegen. Ein Gebührenabschlag bei Eigenkompostierung wird nicht empfohlen.
  3. Sortenreine Erfassung bereits bei der Ausschreibung berücksichtigen.
  4. An der Anlage: nachprüfbare Kriterien für die Fremdstoffgehalte im angelieferten Bioabfall festlegen sowie klare Regelungen für die Rückweisung bzw. Behandlung verunreinigter Chargen.
  5. Betrieb sollte hinsichtlich der Fremdstoffe über ein internes Qualitätsmanagementsystem verfügen.

Sortenreine Erfassung bereits bei der Ausschreibung berücksichtigen

Um qualitativ hochwertige Komposte und Gärprodukte zu erzeugen, ist eine sortenreine Erfassung von Bio- und Grüngut zwingend erforderlich. Regelungen zur sortenreinen Erfassung sollten bereits bei der Ausschreibung berücksichtigt werden. Laut bereits erwähntem Forschungsvorhaben ist eine Zielgröße von unter 1 Gewichtsprozent im Jahresdurchschnitt anzustreben. Auch der Abfalltechnikausschuss der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Abfall (LAGA) bestätigt diese Zahl. In seinem Beschluss aus Januar 2017 heißt es, dass von allen beteiligten Akteuren darauf hingewirkt werde, soweit erforderlich geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den Fremdstoffeintrag (Fehlwürfe) bei der getrennten Bioabfallsammlung auf eine Zielgröße von maximal 1 Gewichtsprozent zu minimieren. Vor diesem Hintergrund hat der BDE einen Formulierungsvorschlag erarbeitet, der in die Verträge zur Bio- und Grünguterfassung sowie -verwertung aufgenommen werden sollte.

Breiter Konsens zur Reduktion von Fremdstoffen im Biogut

Zur Notwendigkeit einer sortenreinen Bioguterfassung führt auch ein Standpunkte-Papier der Bundesgütegemeinschaft Kompost vom 31.05.2016 weiter aus. Es gibt einen breiten Konsens darüber, dass Fremdstoffe im Biogut reduziert werden müssen. Auf einer Verbändetagung, bei der Vertreter von Bundes- und Landesministerien, Verbandsvertreter kommunaler Körperschaften, kommunaler Unternehmen, Verbände der Humus- und Erdenwirtschaft, der privaten Entsorgungswirtschaft, der Biogaswirtschaft sowie der einschlägigen Gütesicherung anwesend waren, wurde einvernehmlich festgestellt, dass:

  • eine hohe Sortierqualität bereits bei der Sammlung zwingende Voraussetzung dafür ist, die ökologischen und ökonomischen Ziele einer hochwertigen bodenbezogenen Bioabfallverwertung dauerhaft zu erreichen,
  • bei der Biogutsammlung (Biotonnen) teilweise Handlungsbedarf zum Erhalt oder auch der Verbesserung des Trennverhaltens besteht,
  • eine grundsätzliche Bereitschaft vorhanden ist, sich dem Anliegen, Fremdstoffgehalte zu reduzieren, gemeinsam zu stellen.

Die bei der Tagung in Berlin vertretenen Verbände beabsichtigen, schon bald in einer kleineren Arbeitsgruppe näher einzukreisen, in welcher Weise beziehungsweise mit welchen Instrumenten die für die Abfallerfassung und -sammlung zuständigen Körperschaften dabei unterstützt werden können, erfolgreiche Maßnahmen zur Reduzierung der Fremdstoffgehalte im Biogut umzusetzen. Dies kann in regional oder zielgruppenspezifisch anzupassenden Argumentationsketten, Informationspaketen, Werbemodulen, Schulungsprogrammen sowie auch Satzungsvorschlägen, Prüfmethoden und Prüftechniken münden. Auf diesem Wege sollen zukünftig möglichst unterschiedliche Erfahrungen und Kompetenzen zusammengeführt werden, Doppelarbeit vermieden werden, Rationalisierungen bei der Erstellung von Hilfsmitteln erreicht werden, und Außenwirkungen durch überregional wiedererkennbare Schemata verstärkt werden.

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