Biotonne: Mich stinkt sie an! Dich auch?
Sammelst du schon Biomüll? Wie machst du das genau in deiner Küche: Hast du eine Biotonne? Welcher Art ist diese und wie kommst du damit im Alltag zurecht? Welche Probleme macht dir das Sammeln von Biomüll im Haushalt und welche Lösungen hast du gefunden? Ihr seht, wir haben einiges zu besprechen. Unsere Fragen brauchen eure Antworten.
In meiner kleinen Serie zur Biotonne hier auf dem Wertstoffblog habe ich euch in Teil 1 – Grundlagenwissen zur Biotonne mit all dem theoretischen Wissen versorgt, was ihr zum Sammeln eures Biomülls braucht. In Teil 2 – Sammelergebnisse lieferte ich euch Daten und Fakten zum Sammelverhalten der Verbraucher hierzulande. Es zeigte sich, dass insbesondere in Großstädten vergleichsweise wenig Biomüll in der Tonne landet.
Dem will ich heute weiter nachgehen. Ich möchte noch genauer herausfinden, was die Gründe dafür sind, dass Verbraucher in großen Städten vergleichsweise weniger Biomüll in die Biomülltonne werfen. Dazu brauche ich eure Hilfe. Und damit wir schnell in einen fruchtbaren Austausch kommen, fange ich einfach an und beschreibe zuerst einmal meinen Biomüll-Alltag.
Mein täglicher Gang zur stinkigen Biotonne
Müllarmes einkaufen
Ich achte schon beim Einkauf unserer frischen Lebensmittel darauf, dass diese möglichst verpackungsfrei, zumindest aber verpackungsarm, in meinem Einkaufskorb landen. Ich greife im Supermarkt deshalb möglichst zu losen Angeboten bei Frischware oder lasse die Verpackung in den Sammelbehältern zurück, die am Ausgang platziert sind. Das bringt den Vorteil, dass ich entweder schon vor der Kasse oder spätestens nach der Kasse jedes Stück Obst oder Gemüse genau beschaue und Schlechtes gleich entsorgen kann. Bei Kohlrabi, Blumenkohl & Co. entferne ich die gegebenenfalls welken oder einfach zu vielen Blätter direkt bei der Bio-Müll-Sammelkiste, die oft neben der Auslage steht. Auch das mindert meinen häuslichen Biomüllberg.
Bio-Müll-Behälter aufstellen
Daheim in der Küche habe ich eine Mini-Biotonne, die zweieinhalb Liter fasst und sich fast luftdicht verschließen lässt. Darin sammle ich alle Bio-Reste, die in unserer Küche anfallen, vom Apfelgriepsch bis zur Zwiebelschale. Da ich für meine sechsköpfige Familie nahezu täglich koche und wir auch so manches „Hasenbrot“ (so heißt bei uns das Schulbrot, das wieder mit heimgebracht wird) aus den Schultaschen holen, fällt nahezu täglich eine halbe bis ganze Biotonne voll Biomüll an.
Neues Entsorgungssystem einführen
Der Wechsel des familiären Entsorgungssystems von „Biomüll ist Restmüll und gehört in die Restmülltonne“ auf „Biomüll ist kein Restmüll und gehört in die Biotonne“ war übrigens keine Sache von heut‘ auf morgen. Vielmehr ist es ein andauernder Lernprozess. Immer wieder fische ich Lebensmittelreste aus dem Restmülleimer und erkläre den großen und kleinen Entsorgern im Haushalt, warum wir eine Biotonne in der Küche haben. Da deren Deckel unhandlicher ist als der des Restmülleimers, wählt wohl so mancher den gewohnten, schnelleren und unkomplizierteren Entsorgungsweg. Und ja, ich gebe es zu: Auch ich vergesse mitunter schlichtweg, dass wir das Biotönnchen haben.
Höheren Entsorgungsaufwand in Kauf nehmen
In der warmen Jahreszeit muss ich unser Biotönnchen täglich leeren. Andernfalls würde es daraus sehr schnell stinken und auch die vielen Fruchtfliegen wären lästig. Hatte ich diesen Sommer beides schon: Gestank und Fruchtfliegenschwarm. Nicht schön. Gar nicht schön. Das Leeren der Biotonne bedeutet für mich einen Gang – allen anderen ist er zu eklig – über drei Treppen mit insgesamt 20 Stufen – vor die Haustür und zurück. Weil der Biomüll immer irgendwie riecht und/oder tropft und weil unser Tönnchen ja auch wieder in die Küche muss, lässt sich der Gang zur großen Biotonne nicht mit anderen Erledigungen verbinden. Ich muss also jedes Mal runter, die kleine Haushaltstonne in die große Haustonne leeren und zurück. Dabei werden die Hände meist schmutzig und brauchen zwingend eine gründliche Reinigung. Das Tönnchen muss auch jedes Mal ausgespült werden. Und nur zur Erklärung dessen, was mich bei jedem Biotonnengang unten erwartet: Das Öffnen des Deckels der großen Bio-Haustonne, die bei uns alle 14 Tage geleert wird, ist eine Zumutung für Nase und Auge. Und sie lebt. Ich schreibe mal so: Dass die Tonne nicht auf eigenen Beinen wegläuft oder mit eigenen Flügeln wegfliegt, ist ein Wunder.
Mit den sinkenden Temperaturen draußen, sinkt allerdings auch die Geruchsbelästigung im Umfeld der Haustonne ein wenig und auch der Fruchtfliegenschwarm wird kleiner. Dafür habe ich neulich eine zugegeben wunderschöne Ratte erwischt, die sich bei unseren Mülltonnen tummelte. Und die wollte ganz sicher nicht die Zeitungen von gestern in der Papiermülltonne lesen.
Mein Fazit
Meine Erfahrung mit dem Biomüllsammeln mitten in der Millionenstadt Hamburg zeigt einige Hemmnisse auf, die auf die Großstädter hochgerechnet sicher dafür sorgen, dass so manche Tonne Biomüll nicht da landet, wo sie besser aufgehoben wäre als im Restmüll: in der Biotonne. Dazu gehören:
- Hygiene
- Ungeziefer und Nager
- Ungewohntheit
- Aufwand
Vorstellen kann ich mir, dass viele nicht oder nicht genau wissen, wie wertvoll ihre Bioabfälle sind und wie zukunftsträchtig das Sammeln derselben in der Biotonne für unsere Gesellschaft ist. Dass es dabei auf jeden Verbraucher und jede Menge Biomüll ankommt, ganz gleich, ob groß oder klein, das werde ich hier auf dem Wertstoffblog ganz sicher aber noch einmal deutlich herausarbeiten. Vermutlich ist aber genau die geringe Menge von Biomüll, die in vielen Haushalten anfällt, mit einer der wichtigsten Gründe, warum sie nicht getrennt gesammelt wird.
Sammelbehältnisse für die Biomüll-Trennung und -sammlung
Ich habe mich für diesen Artikel auch auf dem Markt nach Biomüll-Sammelbehältern für Wohnung und Balkon umgeschaut: Dort gibt es spannende und vielversprechende Lösungen, darunter Eimer mit geruchsdichten Deckeln und/oder Filtersystemen sowie entsprechende Tonnen und Boxen. Jeweils zum Aufstellen oder gar Hinhängen an die Arbeitsfläche ausgelegt, auf der die Abfälle anfallen, so dass ihr diese flinker Hand in die Behälter schieben könnt. Die Sammelbehälter machen euch das Sammeln in der Wohnung einfach und möglichst hygienisch – der eigentliche Sammelaufwand ändert sich damit nicht. Den muss euch die Sache Biomülltrennung selbst wert sein.
Wertstoffblog sucht Biotonnen-Erfahrungen
Wir wüssten gerne, welche Erfahrungen ihr mit der getrennten Biomüllsammlung gemacht habt: gute wie schlechte. Schreibt uns hier in den Kommentaren oder postet auf Facebook, dort gerne auch mit Bildern, welche Lösungen ihr zum Sammeln von Biomüll für die Biotonne praktiziert – oder für nicht praktikabel haltet. Lasst uns und andere Verbraucher an eurem Wissen teilhaben, denn: sharing is caring!
2 Kommentare
Bioabfälle, ein Fluch und ein Segen. In meiner Umgebung wird leider auch kein Biomüll geholt und wir haben uns in der Nachbarschaft lange dafür eingesetzt, dass dies geschieht. Davor haben wir, wie du hier so schön beschreibst, einer dieser Boxen und Tonnen auf dem Balkon platziert gehabt. Ein paar Würmer rein und fertig war der Kompost. Geht natürlich auch nur begrenzt und nicht aller Abfall darf rein. Ist aber umso spannender und persönlicher. https://www.hoegl.de/de/
Ich wohne bei München.
Neulich hat mir mein Vermieter Bioabfalltüten vor die Tür gelegt.Dort soll künftig der Bioabfall rein.
Ich lebe allein, bis so ne Tüte voll wird dauert das ewig.
Ich habe keinen Balkon und eine kleine 2 Zimmer Wohnung, weiss jetzt schon kaum noch wohin mit den verschiedenen getrennten Müllbehältnissen und fahre das ca. 2 mal pro Woche weg.
Jetzt auch noch das, auf Würmer, stinkendes Zeug, Fruchtfliegen in der Wohnung etc. kann ich echt verzichten.
Nicht jeder hat n Haus mit viel Platz oder ne Wohnung mit Balkon
Schönen Abend noch
Dany