Blitzlicht: Österreich und Chinas Importverbot für Plastikmüll

Gepostet von am 30. Jan 2018

Blitzlicht: Österreich und Chinas Importverbot für Plastikmüll

Österreich ist eine Insel der Seligen!????

Österreich betrifft das chinesische Importverbot für Plastikmüll offenbar nicht. Zumindest sagt das ein Sprecher des Umweltministeriums (BMNT – Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus) gegenüber dem Radiosender FM4: „Der Importstopp kümmert uns nicht, denn laut Umweltministerium wurde unser Abfall nicht nach China exportiert und wir würden über genügend Verwertungsanlagen verfügen, bestätigt Daniel Kosak, Sprecher des Umweltministeriums.“

Nachgefragt: Wien und die Plastikflut

Eine Anfrage des Wertstoffblogs an die MA 48, das ist die Magistratsabteilung für Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark in der Bundeshauptstadt Wien wurde uns sehr ausführlich beantwortet:

Die Sammelbehälter für Plastikflaschen (in Wien wegen der markanten Öffnungen auch „Kermit“ genannt“) sind ausschließlich für die getrennte Sammlung von bestimmten Kunststoffverpackungen, nämlich von „Hohlkörpern“ vorgesehen. In ausgewählten Einfamilienhausgebieten wird neben der Sammlung im Behälter auch die Sammlung mittels „Gelben Sack“ angeboten. Auch beim „Gelben Sack“ gilt jedoch dieselbe Vorgabe: getrennt gesammelt werden nur Hohlkörper aus Kunststoff (vor allem aus PET und HDPE).

Die übrigen Kunststoffabfälle (kleine Folien, Joghurtbecher, Verpackungen von Obst und Gemüse aber auch „stoffgleiche Nichtverpackungen“) werden in Wien zusammen mit Hausmüll erfasst und in den Wiener Müllverbrennungsanlagen energetisch verwertet. Diese Anlagen sind im Sinne der Abfallhierarchie als „energetische Verwertung“ eingestuft. Die bei der Verbrennung entstehende Wärme wird für die Abdeckung des Wiener Fernwärme- und Fernkältebedarfes sowie für die Erzeugung von elektrischem Strom genützt. Kleine, sehr heterogene und vermischte Kunststoffteile müssten – sollten sie auch stofflich verwertet werden – einer sehr aufwendigen Nachsortierung unterzogen werden. Die energetische Verwertung dieser Kunststoffe ist daher in Wien – sowohl ökologisch, als auch ökonomisch – die beste Lösung. Entgegen jedoch Ihrer Vermutung, liegt die Ursache für die energetische Verwertung der restlichen Kunststoffe in Wien nicht in der Sicherstellung von Brennstoffen, sondern in der Erzielung einer hohen Qualität und somit einer hohen Verwertbarkeit der getrennt gesammelten Verpackungsabfälle.

Das getrennt erfasste Kunststoffmaterial enthält einen sehr geringen Anteil an Fehlwürfen und kann deshalb direkt stofflich verwertet werden. Die PET-Flaschen können wieder zu PET-Flaschen recycelt werden („Bottle-to-Bottle Recycling“). Auch die HDPE-Hohlkörper („andere Kunststoffbehälter“) werden bei der Produktion von neuen Kunststoffbehältern eingesetzt. Tatsächlich gibt es auch andere Verpackungen aus demselben Kunststoff (z.B. aus PET), diese Gegenstände können durch die optische Sortierung nicht von den PET-Flaschen unterschieden werden, für die „Bottle-to-Bottle Recycling“ sind sie jedoch völlig ungeeignet.

Die in Wien gesammelten PET-Flaschen werden in Österreich einer Verwertung zugeführt. Konkret gelangen sie im Wesentlichen zum Bottle-to-Bottle Recycling der PET to PET Recycling Österreich GmbH. Ein Export von PET-Flaschen aus Österreich nach China hat nach unseren Informationen nie stattgefunden.

Als die oberste Prämisse der Abfallwirtschaft gilt in allen Fällen – auch bei den Kunststoffen – die Abfallvermeidung.

Für Rückfragen steht Ihnen die MA 48 jederzeit gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Dipl.-Ing. Georg Schindl

Das Schweigen der Bundesbehörde

Soweit so mustergültig. Wie es aber um den Anteil Müllverbrennung und Kunststoffrecycling aussieht, da wird es dann düster. Eine Suche auf der Website des Umweltbundesamtes in Wien nach „Plastikabfall“ ergab gerade einmal 5 Treffer – nur 2 davon sind aktueller als 2 Jahre und befassen sich mit Microplastik in Kosmetika. Die letzten Zahlen allgemeinen Zahlen stammen aus dem Jahr 2000, die bei Google zu finden sind. Da haben wir in Österreich im Gegensatz zu Deutschland unsere Hausaufgaben wohl nicht gemacht.

Wir bleiben also daran, an diesem Thema.

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