Remondis-Chef Wilms lobt Chinas Plastikmüll-Politik

Original-Content von: Capital, G+J Wirtschaftsmedien, mit freundlicher Genehmigung
Berlin (ots) – 20. März 2018 – Der Geschäftsführer des größten deutschen Entsorgungsunternehmens Remondis, Herwart Wilms, fordert die neue Bundesregierung auf, dem Beispiel Chinas zu folgen und schärfer gegen billige Verpackungsmaterialien vorzugehen. „China hat eine klare Rohstoff-Strategie und verfolgt auch eine klare Recycling-Strategie“, sagte Wilms im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin ‚Capital‘ (Ausgabe 94/2018, EVT 22. März). Deutschland habe dagegen weder eigene Rohstoffe, noch ausreichend Recyclingquellen, um Hersteller hierzulande mit ausreichenden Wertstoffen zu versorgen. „Statt in Panik vor Plastikmüllbergen zu verfallen, sollte die neue Umweltministerin eher Werbung dafür machen, dass wir wertvollen, weil gut recycelbaren Kunststoff in unser Land holen“, sagt Wilms.
Das Ziel verfolgt auch China mit seinem Import-Stopp. Seit Anfang 2018 verbietet das Land die Einfuhr einiger Abfallsorten – darunter vor allem unsortierte, verschmutzte, giftige Gewerbeabfälle wie Folien für Baustellen oder Kunststoffwannen für Fleischtransporte. Elf Millionen Tonnen solcher Gewerbeabfälle sind 2016 aus der EU nach China verschifft worden, rund 750.000 Tonnen aus Deutschland. Sortierte Kunststoffabfälle, die beispielsweise aus dem sogenannten „gelben Sack“ stammen, nehmen chinesische Recycler weiterhin ab, um daraus die für die Produktion benötigten Rohstoffe zu gewinnen. „Die Chinesen schreien nicht nach dem großen Import-Stopp, sie schreien nach Qualität“, sagt Remondis-Manager Wilms. „Ich finde es richtig, dass die unseren Mist nicht mehr nehmen.“
Remondis profitiert von dieser Entwicklung. Der Entsorgungskonzern betreibt zahlreiche Sortier-Anlagen, in denen auch der problematische Gewerbemüll aufbereitet werden kann, der bislang günstig nach China verschifft wurde. Das ist in Deutschland jedoch teurer, außerdem lassen sich viele der Materialien auch einfach nicht mehr zweckmäßig weiterverwerten.
Deshalb plädiert Wilms für hochwertigere Kunststoffe, die sich nach der Erstverwendung so recyceln lassen, dass die darin enthaltenen Rohstoffe wieder genutzt werden können. „Ein rohstoffarmes Land wie Deutschland sollte daran Interesse haben, nur Produkte aus hochwertigen, rohstoffreichen Kunststoffen zu importieren und als Rohstoff-Ressource im Land zu halten“, sagt Wilms. Dafür müsse das Bundesumweltministerium in Zusammenarbeit mit dem Justizministerium entsprechende Qualitätsanforderungen an Hersteller weltweit formulieren. Das neue Verpackungsgesetz, das ab Anfang 2019 in Kraft treten wird, sieht zwar vor, dass künftig mehr Material aus dem „gelben Sack“ recycelt werden muss – die Quote wird von bislang 36 Prozent zunächst auf 58,5 Prozent und dann im Jahr 2022 auf 63 Prozent steigen. Das Manko ist laut Wilms nur, dass dabei nicht zwischen gutem – also brauchbaren, rohstoffreichen – Müll und schlechtem – also rohstoffarmen, schwer verwertbaren – Müll differenziert werde.
Neueste Kommentare