Warum die Bedeutung von Recyclingrohstoffen wächst

Gepostet von am 10. Sep 2015

Warum die Bedeutung von Recyclingrohstoffen wächst

Rohstoffe können bloß einmal aus der Erde gewonnen werden und es gibt es nicht unendlich viele. Dies macht die Nutzung von Recyclingrohstoffen unabdingbar. Während das meiste Papier aus Recyclingrohstoffen entsteht, gibt es Materialien, wie seltene Erden, die noch so gut wie überhaupt nicht recycelt werden. Dabei wäre ein vermehrter Einsatz von Recyclingrohstoffen wichtig – aus mehreren Gründen.

Kleines Rohstoff-ABC

Primärrohstoffe sind natürliche, unbearbeitete Ressourcen – wie das Frischholz von Bäumen oder das Metall aus Erzen. Sekundärrohstoffe bzw. Recyclingrohstoffe werden aus bereits verarbeiteten und gebrauchten Primärrohstoffen gewonnen. So entstehen zum Beispiel durch Recycling von Papier der Sekundärrohstoff oder eben Recyclingrohstoff Recyclingpapier und durch Recycling von Altglas neues Glas.

Steigender Verbrauch von Rohstoffen

In den vergangenen 30 Jahren hat sich der weltweite Rohstoffverbrauch um 80 Prozent erhöht. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen könnte er bis zum Jahr 2050 nochmals um das Dreifache ansteigen. Allein in Asien ist der Verbrauch von Rohstoffen seit 1980 von nicht einmal  fünf Milliarden Tonnen auf mehr als 21 Milliarden Tonnen angewachsen. Das ist ein Plus von über 300 Prozent. Ebenfalls beachtlich: Allein 18 Länder verbrauchen drei Viertel der Ressourcen, während die 100 sparsamsten Länder gerade einmal 1,5 Prozent der Rohstoffe einsetzen.

Bedeutsamster Grund für den steigenden Hunger an Rohstoffen ist der steigende Hunger an Energie. Das heißt: Ein großer Teil des gestiegenen Rohstoffverbrauchs macht die vermehrte Nutzung fossiler Brennstoffe aus – wie Kohle, Erdöl und Erdgas. Aber auch Metalle spielen eine relevante Rolle. Die Firmen benötigen immer mehr davon für immer komplexere Produkte. Besonders problematisch ist das bei teuren Metallen, die nur an wenigen Orten der Erde in größeren Mengen zu gewinnen sind und daher von den meisten Ländern importiert werden müssen. Die Rede ist von seltenen Erden.

Abhängigkeit von Rohstoffen

Recyclingrohstoffe spielen für Wirtschaft und Politik eine große Rolle und werden in Zukunft eine noch größere spielen. Und das nur aus dem Grund, da Rohstoffe endlich sind und weltweit immer mehr verbraucht werden. Besonders drastisch stellt sich dies am Beispiel der seltenen Erden dar. Von ihnen werden rund 90 Prozent in einem einzigen Land gewonnen – in China. Was den Export von seltenen Erden wie Tantal, Praesodym oder Neodym betrifft, hat China demnach ein Monopol und hat in der Vergangenheit auch schon die Muskeln spielen lassen.

Seltene Erden sind essenziell für die Produktion von Energiesparlampen, Elektroautos, Computer, Smartphones und viele andere Hightech-Produkte. Eine Windkraftanlage kann vom heutigen Stand der Technik aus gar nicht ohne seltene Erden hergestellt werden. Im Jahr 2011 hat China den Export der begehrten Metalle beschränkt, was die Preise in die Höhe schnellen ließ und viele Unternehmen veranlasst hat, ihre Produktion herunterzufahren.

Dass wir abhängig von China sind, war Politikern und Öffentlichkeit schon damals klar. Im Jahr 2011 stammten gar 97 Prozent der seltenen Erden aus China. Doch erst als das Reich der Mitte uns die Abhängigkeit spüren ließ, hat sich politisch etwas getan. Die EU veränderte ihre Rohstoffstrategie. Neben dem Ziel, Rohstoffe aus mehreren Drittländern zu beziehen, um so die Abhängigkeit von nur einem Land abzumildern, sollten mehr Metallschätze aus Industrie- und Haushaltsabfällen geborgen werden.

Die Sache ist die: Mit den derzeit gängigen Recyclingtechniken ist es zwar möglich, nahezu alles Gold und Kupfer aus alten Handys (siehe Interview Prof. Dr. Braungart) wiederzugewinnen, doch nicht die seltenen Erden. Allerdings haben Forscher bereits Möglichkeiten vorgestellt, zumindest einige der seltenen Erden aus Elektroschrott wiederaufbereiten zu können. Auf längere Sicht gesehen wird kein Weg daran vorbeiführen, in das Recycling von seltenen Erden zu investieren. Denn so selten sind diese Erden in Deutschland gar nicht mehr. Sie sind da – in Form von Elektroabfall. Die Recyclingrohstoffe müssen nur wiederaufbereitet werden.

Recyclingrohstoffe sind en vogue

In anderen Industrien ist die Nutzung von Recyclingrohstoffen bereits seit vielen Jahren gang und gäbe. In vielen Branchen werden mehr von ihnen eingesetzt als Primärrohstoffe. Die ständig steigenden Rohstoffpreise Ende der 1990er und Anfang der 2000er Jahre haben Recyclingrohstoffe als Substitut für Primärrohstoffe zunehmend attraktiver werden lassen.

Metalle dienen als Musterbeispiel für den Nutzen von Recyclingrohstoffen. Jeweils rund die Hälfte der in Deutschland hergestellten Metalle Kupfer, Stahl und Aluminium werden durch sekundäre Rohstoffe hergestellt. Im Grunde ist dieser Anteil immer noch zu niedrig, wenn man bedenkt, dass beispielsweise Aluminium unendlich oft wiederaufbereitbar ist.

Recyclingpapier ist mittlerweile so etwas wie eine eigene Marke. So gut wie jede Zeitung wird aus Altpapier hergestellt. Und dennoch: Laut WWF wird fast jeder zweite industriell gefällte Baum zu Papier verarbeitet. Im Jahr 1950 lag die Quote von Altpapier bei der Papierherstellung bei nur 30%, Anfang der 1990er Jahre bei knapp 50% und nun liegt der Altpapiereinsatz in Deutschland bei rund 70%. Der 100-prozentige Anteil bei Zeitungen steht dem bloß 30-prozentigen Anteil bei Druck- und Büropapier gegenüber. Hier liegt Potential begraben.

Wie beim Papier ist auch Altglas der bedeutendste Rohstoff bei der Glasproduktion. Am meisten beeindruckt jedoch das Wachstum der Recyclingquote. Lag sie bei der Glasherstellung Anfang der 1970er Jahre noch bei unter 10%, ist sie 2004 bereits bei über 90% gelegen.

Recyclingrohstoffe spielen bei Metallen, Papier und Glas eine nicht mehr wegzudenkende Rolle. Sie machen einen großen Anteil der Rohstoffe für die Herstellung aus. Der Einsatz von Recyclingrohstoffen anstatt von Primärrohstoffen funktioniert vor allem bei Materialien, die getrennt gesammelt werden und die auch beim Recycling trennbar sind. Papier und Glas sind keine komplexen Produkte. Bei Rohstoff-Cocktails wie Smartphones und Flachbildfernsehern sehen momentan weder die Wirtschaft, noch die Politik die rasche Notwendigkeit die einzelnen Ressourcen, wie seltene Erden zu recyceln.

 

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Quellen:

Hubertus Bardt: Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung von Sekundärrohstoffen. IW-Trends – Vierteljahresschrift zur empirischen Wirtschaftsforschung aus dem Institut der deutschen Wirtschaft Köln, 33. Jahrgang, Heft 3/20. Link: http://www.iwkoeln.de/studien/iw-trends/beitrag/53717

http://www.welt.de/wissenschaft/article13371278/Weltweiter-Energiehunger-frisst-Ressourcen-auf.html

http://www.klimaretter.info/forschung/nachricht/12096-rohstoffverbrauch-enorm-gestiegen

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/internes-strategiepapier-eu-fahndet-nach-neuen-rohstoffquellen-a-729971.html

http://www.sueddeutsche.de/digital/alte-handys-muellkippe-statt-mine-1.2553381

http://www.taz.de/!5104199/

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/259779/umfrage/recyclinganteil-bei-der-produktion-ausgewaehlter-metalle-in-deutschland/

http://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/papier-altpapier-recycling-umwelt-100.html

http://wertstoffgesetz-fakten.de/statement-professor-dr-michael-braungart/

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