Plastikmüll: Der Meeresverschmutzung den Kampf ansagen
Während des Weltwirtschaftsgipfels in Davos Anfang des Jahres machte der Hashtag #NewPlasticsEconomy die Runde: 40 multinationale Unternehmen wie Coca-Cola, Unilever und Danone haben sich dazu verpflichtet, den Plastikabfall in den Weltmeeren zu verringern. Zu dieser Entscheidung bewogen hat sie eine Studie der Ellen-MacArthur-Stiftung.
Die Studie namens „The New Plastics Economy: Rethinking the future of plastics“ warnt vor der anhaltenden Verschmutzung der Meere: Werden keine Gegenmaßnahmen ergriffen, schwimmen bis 2050 mehr Plastikabfälle in den Ozeanen als Fische. Eine Zusammenfassung und Bewertung der Studie finden Sie im Europaspiegel des BDE ab Seite 37.
Der Studie zufolge befinden sich bereits jetzt 150 Millionen Tonnen Plastik im Meer, jährlich kommen etwa acht Millionen Tonnen Plastik hinzu. Das entspricht ungefähr einem Müllwagen pro Minute. Die traurige Tendenz ist also steigend.
Strategie für globale Plastikindustrie
In ihrem aktuellen Report präsentiert die Initiative hinter der New Plastics Economy ihre Strategie für den globalen Markt der Plastikverpackungen:
- Ohne fundamentale Änderungen im Design und ohne Innovationsfortschritte werden 30 Prozent der Plastikverpackungen nicht wiederverwendet oder recycelt.
- Für mindestens 20 Prozent der Plastikverpackungen stellt Wiederverwendung eine attraktive wirtschaftliche Möglichkeit dar.
- Die verbleibenden 50 Prozent würden mit entsprechenden Fortschritten im Design und den Recyclingsystemen ebenfalls ökonomisch attraktiv sein.
Meeresverschmutzung: Regionales und globales Problem
Aber noch ist das Problem nicht behoben. Beispiel Nordsee: Etwa 20.000 Tonnen Abfall gelangen laut NABU jährlich in das Gewässer. Hauptverursacher sind Schifffahrt und Fischerei. Die Folgen für die Tierwelt sind verheerend: Seevögel verwechseln Plastikabfall mit Nahrung und sterben daran. Ebenso betroffen sind Seehunde, Kegelrobben, Schweinswale und zahlreiche Fischarten.
Neben den Schiffen sind insbesondere asiatische Staaten für die Meeresverschmutzung verantwortlich, wie die untenstehende Top-20-Liste der Meeresverschmutzer verdeutlich. Angeführt wird sie von China, Indonesien und den Philippinen.
Gemessen am Bevölkerungszuwachs nimmt der falsch behandelte – nämlich im Meer „entsorgte“ – Plastikabfall dieser Staaten zu. Auch hier ist die Prognose also düster.
Warum Plastikabfall eine Belastung für die Meere ist
Dass Plastikabfall überhaupt im Meer landet, ist schon tragisch genug. Verschlimmert wird dieser Umstand dadurch, dass wie oben erwähnt zum einen die Tierwelt extrem darunter leidet. Zum anderen geben Kunststoffe giftige Stoffe wie Flammschutzmittel, Weichmacher und UV-Filter ab, schreibt das Umweltbundesamt.
Mikoorganismen können die Kunststoffe nicht vollständig zersetzen, deswegen verbleiben Kleinstpartikel des Plastikabfalls in den Meeren. Diese Partikel binden sogenannte persistente toxische Schadstoffe an sich. Gelangen die Mikroplastikpartikel in Fischmägen und der Fisch wird zum Verzehr gefangen, können die Stoffe folglich auch dem Menschen schaden.
Tönsmeier und der WWF gegen Geisternetze
Das Entsorgungsunternehmen Tönsmeier aus dem nordrhein-westfälischen Porta Westfalica lässt bereits Taten sprechen: Der Entsorger unterstützt das Projekt „Geisternetze“ des WWF Deutschland, das seit 2016 in der Ostsee realisiert wird.
Geisternetze sind herrenlose Netzteile, die von der Küstenfischerei stammen oder von Fischerbooten verloren wurden. Sie stellen auch nach Jahrzehnten noch eine Gefahr für die Meeresumwelt dar. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen besteht fast ein Zehntel des weltweiten Meeresmülls aus Geisternetzen. In die Ostsee gelangen jährlich bis zu 10.000 Stück.
Im Rahmen des Projektes werden die Mannschaften von Fischkuttern speziell geschult, um mehrere Tonnen Geisternetze aus der deutschen Ostsee zu bergen. Schon 2014 fand ein Pilotprojekt statt. Ziel des gesamten Vorhabens ist es, die Netze als Sekundärrohstoffe aufzubereiten, damit natürliche Rohstoffvorkommen geschont werden.
Globale Probleme auch vor Ort bekämpfen!
Das Projekt „Geisternetze“ zeigt, wie sich Meeresverschmutzung aktiv vor Ort bekämpfen lässt. Auch die New Plastics Economy ist vielversprechend, will sie doch die Plastikindustrie umkrempeln und statt schwimmenden Plastikabfällen mehr Recycling ermöglichen.
Bleiben die Meeresverschmutzer in Asien. Hier bedarf es eines verstärkten Bewusstsein für Abfallentsorgung und Recycling. Besonders Küstenstaaten sollten sich doch im Klaren darüber sein, dass gesunde Meere wichtig für Tiere und Menschen sind.
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