Tauschgeschäfte – kaufst du noch oder tauschst du schon?

Gepostet von am 29. Aug 2017

Tauschgeschäfte – kaufst du noch oder tauschst du schon?

In meinem Artikel über Sharing Economy hier auf dem Wertstoffblog habe ich euch das Konzept des Teilens als Möglichkeit vorgestellt, Ressourcen zu teilen. Heute geht es nicht ums Teilen, sondern ums Tauschen. Auch das ist ein Weg, Ressourcen länger zu nutzen und damit Ressourcen zu sparen. Alles was ihr zum Tauschgeschäft wissen müsst, steht hier.

Definitionen rund ums Tauschen

Die Bundeszentrale für politische Bildung definiert die Tauschwirtschaft (Naturaltauschwirtschaft) als eine „Wirtschaft, innerhalb derer alle wirtschaftlichen Handlungen nach dem Prinzip des Tauschs ‚Ware gegen Ware‘ durchgeführt werden, ohne dass Geld zwischengeschaltet wird“. Das Gegenteil dazu sei demnach die Geldwirtschaft, wo alle „wirtschaftlichen Handlungen“, darunter „Käufe, Verkäufe oder Arbeitsleistungen mithilfe von Geld als allgemein anerkanntem Zahlungsmittel abgerechnet werden“.

Die Freie Enzyklopädie Wikipedia versteht unter Tauschhandeleine Form des Handels, bei der Waren oder Dienstleistungen direkt gegen andere Waren oder Dienstleistungen getauscht werden ohne die Verwendung von Geld. In Deutschland gelten nach § 480 BGB für den Tausch dieselben Vorschriften wie für den Kauf“.

Ein Tausch sei demnach „eine rechtswirksame gegenseitige Übertragung von Waren, Dienstleistungen und/oder Werten zwischen natürlichen und/oder juristischen Personen“. Ein Tausch wird der Wiki zufolge abgegrenzt von der Gabe und von der Schenkung durch das jeweils einseitige aktive Handeln aus eigenen Motiven.

Ein Tausch sei ein sogenannter Naturaltausch, wenn die Tauschobjekte in natura getauscht würden, schreibt die Wiki weiter.

Wie sparen Tauschgeschäfte Ressourcen?

Die Rechnung, statt zu kaufen, zu tauschen, geht so auf: Verbraucher 1 ist im Besitz einer Ware oder in der Lage, eine Dienstleistung zu leisten. Ware oder Dienstleistung bietet er an. Zugleich fragt er nach einer anderen Ware oder Dienstleistung an. Sein Angebot wird von Verbraucher 2 gesehen, der auf der Suche nach einer Ware oder Dienstleistung ist, wie Verbraucher 1 sie anbietet. Als Verbraucher 2 sieht, was Verbraucher 1 im Tausch für seine Ware oder Dienstleistung gerne hätte, stellt er fest, dass er genau das besitzt oder leisten kann. Zwei Tauschpartner haben sich gefunden! Sie tauschen Ware oder Dienstleistung gegen Ware oder Dienstleistung – ohne Geld auszugeben.

Mit dem Tausch verlängern die Tauschenden die Lebensdauer von Produkten. Statt diese zu entsorgen, werden si e getauscht. Die Produkte bekommen einen neuen Besitzer und eine Chance zur Weiternutzung. Im Tausch Ware gegen Ware werden beide, also Verbraucher 1 und 2, um im Beispiel zu bleiben, die Ware los, die sie nicht länger besitzen wollen. Beide bekommen dafür eine Ware, die sie gerne hätten. Es muss also kein neu gefertigtes Produkt angeschafft werden, sondern en bereits gekauftes wird weiterhin genutzt. Der Tausch spart somit

  • sämtliches Material,
  • sämtlichen Aufwand
  • und sämtliche Energie,

die zur Herstellung, zur Verpackung und zum Verkauf eines neuen Produkts aufgebracht hätten werden müssen. Das sind eine Menge Ressourcen.

Was sind gut tauschbare Waren?

Im Grunde lässt sich tauschen, was den Besitzer problemlos wechseln kann. Zu den typischen Tauschwaren zählen unter anderem:

  • Bücher
  • Spiele (Sportspiele, Tischspiele) und Spielzeug
  • Klamotten und Schuhe
  • Schmuck
  • Hausrat (Geschirr, Wäsche)
  • Haushaltsgeräte und Werkzeuge
  • Lebensmittel

Was sind gut tauschbare Dienstleistungen?

Die Liste der Dienstleistungen, die sich gut tauschen lassen, ist lang. Daher nenne ich hier nur einige Beispiele:

  • Handwerkerdienste
  • Hausmeisterdienste
  • Haushaltsdienste
  • Bring- und Holdienste
  • Betreuungsdienste (von Kindern, Kranken und Älteren)
  • Begleitungsdienste (zu Behörden, zu Arztterminen)

Wo tauschen die Tauscher?

Typischerweise geschieht das Tauschen heutzutage online, in so genannten Tauschbörsen oder auf Tauschplattformen.

Oder es wird offline getauscht, zum Beispiel in Tauschtreffs, an Tauschbrettern, die an gut besuchten Orten hängen, oder in Tauschcafés. Auch private Tauschpartys werden häufig organisiert – die finden dann in einem Privathaushalt statt. Bücher werden immer häufiger in öffentlichen Bücherschränken getauscht, die am Straßenrand stehen oder in den Öffis (öffentliche Verkehrsmittel) eingerichtet werden. Wer ein Buch in den öffentlichen Bücherschrank stellt, darf sich dafür ein anderes herausnehmen.

Während der Online-Tausch je nach Tauschbörse / -plattform im Grunde weltweit stattfinden kann, ist der Offline-Tausch eine eher lokal angesiedelte Handelsform.

Was bringt das Tauschgeschäft der Gesellschaft?

Neben den bereits angesprochenen Einsparungen an Ressourcen bringen Tauschgeschäfte der Gesellschaft Interaktion. Interaktion ihrer Mitglieder. Man könnte auch sagen: Gemeinsamkeit. Insbesondere der Offline-Tausch und die getauschten Dienstleistungen bringen einzelne Individuen zusammen. Aus einem einmaligen Dienst wird mitunter eine Wiederholungstat. Damit schafft der Tausch nicht nur unmittelbar Nachhaltigkeit, sondern auch darüber hinaus.

Ist das Tauschen schon in der Gesellschaft angekommen?

Diese Frage beantwortet die 28-seitige „Share Economy. Repräsentative Bevölkerungsbefragung 2015“ (pwc), die ihr euch als PDF-Datei aus dem Internet herunterladen könnt. Wozu angemerkt werden muss, dass die Studie sich nicht nur aufs Tauschen als alternative Handelsweise bezieht, sondern auch das Teilen (Sharing) umfasst.

In der Zusammenfassung der Umfrageergebnisse heißt es:

  • „Die Zahl entsprechender Anbieter (der Share-Economy – Anmerkung der Redaktion) wächst stetig und das Wachstumspotenzial ist hoch. Die Bekanntheit von Share Economy bei den Bundesbürgern ist recht groß: Rund 60 Prozent kennen mindestens einen Anbieter aus diesem Bereich.
  • Knapp die Hälfte hat in den letzten zwei Jahren auch ein Share Economy-Angebot genutzt (46 Prozent).
  • Der Unterschied zwischen den verschiedenen Altersgruppen ist dabei sehr groß: 82 Prozent der Unter-30-Jährigen hat schon einmal ein Angebot genutzt; bei der Generation 60+ war es nur rund ein Viertel.
  • Insgesamt ist das Potenzial von Share Economy aber hoch: Zukünftig wollen deutlich mehr Befragte Share Economy-Angebote nutzen (64 Prozent). Auch bei den Älteren, die bislang eher seltener solche Angebote wahrgenommen haben, zeigt sich ein recht starkes Interesse (52 Prozent).
  • 70 Prozent der Befragten sehen bei Share Economy-Unternehmen Vorteile gegenüber traditionellen Unternehmen. Haupt-Vorteil: ein besserer Preis für die gleiche Leistung (40 Prozent).
  • Allerdings sind drei Viertel der Befragten der Meinung, dass Share Economy-Unternehmen gegenüber traditionellen Unternehmen auch Nachteile haben. Insbesondere, wenn es um die Qualität der Produkte und Dienstleistungen geht, kommen Zweifel auf (37 Prozent).
  • So sind auch die Hauptwünsche an Share Economy-Unternehmen, dass sie sicherstellen, dass Konsumenten von Fachleuten betreut werden (38 Prozent) und dass ausreichender Versicherungsschutz besteht (40 Prozent). Auf der Anbieterseite sehen die Befragten das zusätzliche Einkommen als größten Vorteil (31 Prozent). Als Haupt-Nachteil wird die unklare Gesetzeslage empfunden (25 Prozent).
  • Das kann auch ein Grund dafür sein, dass es in den letzten zwei Jahren bislang eher wenige Deutsche gab, die Share Economy-Produkte angeboten haben (35 Prozent, S. 9). Die Anzahl wird allerdings zunehmen. Insgesamt erwägt die Hälfte der Deutschen in den nächsten zwei Jahren, Share Economy-Produkte anzubieten. Für mehr als die Hälfte der Deutschen ist Share Economy ein Motor für mehr Arbeitsplätze.“

Zum Weiterlesen: Der deutsche Bundestag hat im April 2016 eine Dokumentation zur Sharing Economy veröffentlicht, die viele spannende Fakten und Zahlen dazu enthält.

Fazit

Als eine von vielen alternativen Handelsweisen ist der Tausch eine, die Verbraucher dazu bringt, den Besitz, wenn auch mit einem Wechsel des Besitzers verbunden, und damit die Lebensdauer eines Produktes auszuweiten, anstelle es zu entsorgen und ein neues anzuschaffen. Das spart Ressourcen. Von Vorteil am Tauschgeschäft ist auch dessen sozialer Aspekt, der der Gemeinschaft dient.

    1 Kommentar

  1. Sehr interessanter und informativer Artikel.

    Ich tausche schon seit vielen Jahren Tauschgüter online. An dieser Stelle wäre es noch interessant gewesen, auf die möglichen Gefahren und Risiken einzugehen. Leider verfolgt nicht jeder Tauschpartner ehrliche Absichten und gerade bei einem Onlinetauschgeschäft, gibt es keine großen Möglichkeiten dies sicher abzuwickeln (außer man trifft sich persönlich, was nicht immer möglich ist). Gute Erfahrungen hab ich hierbei mit dem Tauschservice von „swap-that“ gemacht, der sozusagen als Mittelsmann für den Tausch bzw. bei der Absicherung von „Geld gegen Ware“ steht.

Kommentar absenden

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert