Primärrohstoffe versus Recyclingrohstoffe

Recyclingrohstoffe – das ist die Antwort auf viele Fragen. Wie kann die Umwelt vor übermäßigem Raubbau bewahrt werden? Wie können seltene und wertvolle Rohstoffe geschont werden? Wie können der Energieverbrauch und CO2-Ausstoß gedrosselt werden? Die Nutzung von Recyclingrohstoffen ist ökonomisch und ökologisch nachhaltig. Komplizierter wird es bei Verbundwerkstoffen . . .
Die Unterscheidung
Was unterscheidet Recyclingrohstoffe von Primärrohstoffen? Im Grunde lediglich die Art, wie sie gewonnen werden. Primärrohstoffe entstammen natürlichen Quellen und sind unbearbeitet – abgesehen von den Schritten, die nötig sind, um sie zu gewinnen. Das heißt: Ein Rohstoff gilt vor seinem erstmaligen Gebrauch, vor seiner erstmaligen Verarbeitung als Primärrohstoff.
Rohstoffe, die wiederaufbereitet wurden, nennt man Recyclingrohstoffe. Und zwar egal, wie oft sie schon wiederaufbereitet wurden. Da man erst von Recycling spricht, wenn ein Rohstoff als Abfall gilt, bedeutet das: Recyclingrohstoffe werden aus Abfall gewonnen. Die unterschiedliche Art und Weise, wie Primär- und Recyclingrohstoffe gewonnen werden, sagt nichts über die Qualität dieser Rohstoffe aus.
Was ist besser?
Die Tatsache, dass Primärrohstoffe aus natürlichen Ressourcen gewonnen werden, macht sie nicht höherwertiger als Recyclingrohstoffe, die dem Abfall entnommen werden. Nahezu sämtliche Zeitungen werden aus Altpapier hergestellt. Und wer beim morgendlichen Blick in die Zeitung jammert, tut das bestimmt nicht, wegen der schlechten Qualität des Papiers.
Auch bei Glas begegnet uns der Recyclingrohstoff täglich. Jede Flasche besteht im Schnitt zu 60 Prozent aus Altglas – bei grünen Flaschen sind es sogar 90 Prozent. Glasflaschen sind demnach eher recycelt als neu. Und es ist uns egal, weil es für unseren Gebrauch keinen Unterschied macht. Das recycelte Glas schmeckt nicht anders, riecht nicht anders und funktioniert nicht anders.
Im Sinne der Nachhaltigkeit
Wenn man Ressourcen so nutzt, dass das System Umwelt seine Regenerationsfähigkeit beibehält und stabil bleibt, spricht man von Nachhaltigkeit. Anders ausgedrückt, ist Nachhaltigkeit die schonende Nutzung von Ressourcen. Auf erneuerbare und auch nicht erneuerbare Rohstoffe sollte nur zugegriffen werden, wenn unbedingt nötig. In diesem Sinne leistet Abfallvermeidung den größten Beitrag zu einer nachhaltigen Abfallwirtschaft, da nicht bloß Rohstoffe, sondern auch sämtliche Energie eingespart wird und Treibhausgase vermieden werden, welche beim Verarbeitungsprozess von Rohstoffen anfallen würden. Es bedeutet auch, dass Recyclingrohstoffe wesentlich nachhaltiger sind als Primärrohstoffe.
Für Frischpapier müssen Bäume gefällt werden. Der Zellstoff wird zumeist in Plantagen in den Tropenwäldern hergestellt, für die der Urwald abgeholzt werden muss. Von dort muss der Zellstoff importiert werden, was die Umwelt zusätzlich belastet.
Dabei kann Papier bis zu siebenmal wiederaufbereitet werden. Und das dafür nötige Altpapier ist bereits in Deutschland und muss nicht extra importiert werden, was sich positiv auf den CO2-Ausstoß auswirkt. Weiters benötigt die Herstellung von Altpapier weniger als die Hälfte der Energie, die man für die Erzeugung von Frischpapier benötigt. Nicht umsonst ist das sich im Umlauf befindende Papier zu 70 Prozent recycelt.
Bei Glas sieht die Sache ganz ähnlich aus. Für einen m³ Primärrohstoff (Quarzsand, Kalk und Dolomit) müssen sieben m³ Gestein abgebaut werden. Für die Produktion von frischem Glas muss erheblich Energie aufgewandt werden. Quarz hat einen Schmelzpunkt von 1.700 Grad Celsius. Durch das Einschmelzen von Altglas gehen die stofflichen Eigenschaften nicht verloren, sodass nahezu 100 Prozent wiederverwertet werden können. Die Energieersparnis liegt bei knapp 30 Prozent. Zudem kann Altglas noch öfter recycelt werden als Altpapier – nämlich bis zu 50-mal.
Bei Glas gilt dasselbe wie bei Papier: Die Verwendung von Recyclingrohstoffen ist erheblich nachhaltiger. Sie schont die Umwelt, spart Energie und erzeugt weniger Treibhausgase. Beim Recycling von Metallen ist die Energieersparnis in der Regel nochmals um einiges höher, als wenn der Primärrohstoff zum Einsatz käme. Aluminium kann zum Beispiel unendlich oft wiederaufbereitet werden und verbraucht beim Recyceln nur fünf Prozent der Energie, die nötig wären, um es aus Erz zu gewinnen. Auch bei Stahl wird durch Recycling die Hälfte der Energie gespart.
Verbundwerkstoffe als Nachhaltigkeitskiller
Problematisch ist das Recycling von Materialien, die so komplex verarbeitet sind, dass die einzelnen Rohstoffe nicht mehr voneinander zu trennen sind. Die Rede ist von Verbundwerkstoffen.
Ein Verbundwerkstoff besteht aus zumindest zwei, oft auch mehreren Komponenten. Dabei erzeugen die Komponenten zusammen Eigenschaften, die sie einzeln nicht hätten. Klingt zunächst toll. Doch das Problem wird beim Recyceln offensichtlich. Denn damit diese Stoffe wieder gleichwertig genutzt werden können, muss der Verbund gelöst werden – und das ist zum Teil sehr aufwendig beziehungsweise gar nicht vollständig möglich und schmälert den Vorteil der Recyclingrohstoffe im Vergleich zu den Primärrohstoffen.
Das trivialste Beispiel ist der Getränkekarton. Dieser besteht aus Pappe, Aluminium und Kunststoff. Diese Stoffe sind so verarbeitet, dass sie nicht per Hand zu trennen sind. Der Verbund von Aluminium und Kunststoff verhindert, dass beide Rohstoffe wieder gleichwertig in den Kreislauf zurückfließen. Der Kunststoff wird verbrannt und das Aluminium wird Zement beigemischt.
Schon bei der Planung des Produktdesigns sollte daher die Frage geklärt sein, was mit dem Produkt nach dessen Nutzung geschieht. Dazu ist es nötig, nicht nur auf den geringsten Preis bei der Herstellung zu schielen, sondern die eingesetzten Materialien und die Verarbeitung daran zu messen, ob die Stoffe wieder zu trennen sind und wiederaufbereitet werden können. Der Hersteller sollte auch nach dem Verkauf die Verantwortung für sein Produkt tragen.
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Quellen:
http://www.ublu.ch/themen/abfallarten-und-wertstoffe/kunststoff-recycling
http://www.uwi-berlin.de/texte/58-metallverwertung.pdf
http://green.wiwo.de/getraenkekartons-und-die-recyclingluege-streit-um-verpackungen-eskaliert/
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