Wie steht es um die Energieeffizienz in der Recyclingwirtschaft?

Der Einsatz von Recyclingrohstoffen wird für einige Branchen immer wichtiger, denn die Primärrohstoffe müssen importiert werden und sind nicht endlich verfügbar. Recyclingrohstoffe reduzieren die Materialkosten und deren Verarbeitung benötigt weniger Energie. Also das klingt schon nach wichtigen Gründen für die Verwendung von Sekundär- bzw. Recyclingrohstoffen. Die Aufbereitung dieser Rohstoffe für die Wiederverwendung erfordert auch den Einsatz von Maschinen. Wie steht es um die Energieeffizienz in Unternehmen zur Verarbeitung von Recyclingrohstoffen?
Energieverbrauch in Recyclingwirtschaft vergleichbar mit dem des Maschinenbaus
Unternehmen zur Verarbeitung von Recyclingrohstoffen unterscheiden sich bei der Energieeffizienz nicht groß von anderen Branchen. Der Anteil der Energiekosten am Umsatz liegt mit zwei Prozent (Stand 2002) ähnlich hoch wie im Maschinenbau oder in vielen anderen Unternehmen. Nur bei steigenden Energiekosten spielen diese eine Rolle. Ansonsten sind sie zu niedrig, um große Anreize für Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen zu setzen.
Im Vergleich mit anderen Branchen mit einem ähnlichen Anteil der Energiekosten hat Energieeffizienz eine scheinbar geringere Bedeutung. Beim Bundesverband der Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V. finden sich nur schwer Informationen zum Energieverbrauch. Auch in den 20 Verbänden, die sich Ende 2014 zur Initiative Energieeffizienz-Netzwerke zusammengeschlossen haben, als freiwilligen Beitrag der Industrie zu den Klimaschutzzielen der Bundesregierung, findet sich kein Verband der Recyclingwirtschaft oder der Entsorgungsbranche. Ist die Branche zu uneinheitlich oder besteht einfach zu wenig Interesse an einem effizienten Energieeinsatz?
Energieeffizienz für die Recyclingwirtschaft dokumentiert im Leitfaden
Es ist ja schwer, an Informationen zum Energieverbrauch in der Recyclingwirtschaft zu gelangen. Es gibt hier eigentlich nur ein relevantes Dokument, dieses wurde 2009 von einer Arbeitsgemeinschaft Branchenenergiekonzept Recycling veröffentlicht. Zu dieser Arbeitsgemeinschaft gehörten der Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung e.V., die EUtech Energie & Management GmbH, der Lehrstuhl für Technische Thermodynamik und das Institut für Aufbereitung und Recycling der RWTH Aachen.
Unter dem Titel „Leitfaden Energieeffizienz für die Recyclingindustrie“ wird auf 150 Seiten der Energieverbrauch in der Recyclingindustrie analysiert. Interessant ist, dass sich die Struktur des Energieverbrauchs nicht groß von anderen Betrieben unterscheidet. Auch bei diesen Unternehmen haben die Querschnittstechnologien einen bedeutenden Anteil am Energieverbrauch. Dazu gehören die Wärmeversorgung, die Druckluft- und Hydraulikversorgung, die Kälteversorgung, Abluftbehandlung, elektrische Antriebe und die Beleuchtung.
Unterschiede beim Energieeinsatz innerhalb der Branche
Bei den einzelnen Unternehmen gibt es jedoch große Unterschiede, was den spezifischen Energieeinsatz je verarbeiteter Tonne Material betrifft. In Metall- und Papier-Recyclingbetrieben liegt der spezifische Endenergieeinsatz bei 50 kWh/t, in Kunststoff-Recyclingbetrieben beträgt der Stromeinsatz 450 kWh/t Material durch die höhere spezifische Zerkleinerungsarbeit zur Verarbeitung des zähen Materials. Dadurch liegt der Stromkostenanteil von Kunststoffrecycling bei 15 Prozent, man kann also durchaus schon von einem energieintensiven Prozess sprechen.
Effiziente Gestaltung des Energieverbrauchs
Die Potenziale für Energieeffizienz sind, nach dem Leitfaden, in der Recyclingbranche ähnlich wie im Anlagen- und Maschinenbau. Damit unterscheidet sich die Recyclingbranche nicht groß von anderen Branchen. Sinnvoll ist zunächst einmal durch ein Energiemanagement oder ein Energieaudit die Energieströme zu analysieren und dann die größten Verbraucher effizienter zu gestalten.
Die effizientere Gestaltung des Energieverbrauchs in den bereits erwähnten Querschnittstechnologien unterscheidet sich bezüglich der Technologien und Anforderungen nicht wesentlich von anderen Branchen. Je nach zu verarbeitendem Material spielen die einzelnen Technologien eine unterschiedliche Rolle:
- Für Druckluft liegt der Anteil des elektrischen Energiebedarfs zwischen drei und 35 Prozent.
- Kältebedarf besteht vor allem in der Kunststoffverwertung und hat einen Anteil von fünf bis 15 Prozent am Strombedarf.
- Die Beleuchtung von Innenräumen benötigt bis zu fünf Prozent des Strombedarfs.
Hinzu kommt der Energiebedarf für die Hydraulikversorgung, die Abluftbehandlung, die Wärme- bzw. Dampfversorgung und für elektrische Antriebe. Alle diese Bereiche bieten allein durch die technische Weiterentwicklung Potenziale zur Energieeinsparung. Hinzu kommen organisatorische Lösungen, die Betriebsweise von Anlagen und die Schulung des Personals in Fragen des Energieverbrauchs.
Energieeinsparung durch Recycling ist kein Grund sich auszuruhen
Auch mittlerweile – fast sieben Jahre nach der Veröffentlichung des Leitfadens – wird sich nicht viel am Inhalt geändert haben. Bei den mittlerweile gestiegenen Energiekosten dürfte die Bedeutung von Energieeffizienz in der Recyclingwirtschaft jedoch deutlich angestiegen sein. Die Energieeinsparung durch Verwendung von Recyclingrohstoffen ist kein Grund sich auszuruhen, jede Branche kann einen Beitrag zur Energieeffizienz und damit zum Klimaschutz leisten. Viele Beispiele aus der Praxis zeigen auch, dass sich Energieeffizienz wirtschaftlich im Unternehmen umsetzen lässt.
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