Ressourceneffizienz – Eine Definition

Gepostet von am 9. Sep 2016

Ressourceneffizienz – Eine Definition

Natürliche Ressourcen sind das Fundament unseres Wohlstandes. Sie haben Industriestaaten zu dem gemacht, was sie sind, und schieben das Wachstum von Entwicklungs- und Schwellenländern an. Doch diese scheinbare Koppelung von Ressourcenverbrauch und Wohlstand birgt Probleme.

Ein schonender Umgang

Durch den hohen Verbrauch von Industriestaaten und das rasante Wachstum der anderen Länder steigt die Nachfrage nach natürlichen Ressourcen immer weiter. Schon jetzt sind viele Rohstoffe knapp. Stichwort Seltene Erden. Die Suche und Ausbeutung neuer Rohstoffquellen belasten Natur und Menschen in enormem Ausmaß. Stichwort Fracking.

Ein schonenderer Umgang mit natürlichen Ressourcen ist mehr als ein Gebot der Stunde. Es ist ein Gebot der nächsten Generationen und hätte ein Gebot der letzten Dekaden sein sollen. Ein Unternehmen, das sich nicht um seine Ressourceneffizienz schert, wird immer mehr für teurer werdende Rohstoffe zahlen müssen und beraubet sich selbst seiner Zukunft. Staaten, die es verabsäumen, Wege zu ressourcenschonendem Wachstum zu finden, berauben alle ihrer Zukunft.

Was ist Ressourceneffizienz?

Simpel ausgedrückt: Ein effizienter Umgang mit Ressourcen. Komplizierter ausgedrückt: Ein Verhältnis von Input und Output, bei dem die Ressource den Input darstellt und der Output ein bestimmter Nutzen ist.

Wenn wir noch genauer auf die Terminologie eingehen, ist die Sache noch komplizierter, als im obigen Absatz beschrieben. Soll heißen: Wenn drei Leute über Ressourceneffizienz diskutieren, ist es gut möglich, dass sie zusammen fünf verschiedene Vorstellungen vom Begriff haben.

Zerpflücken wir einmal das Wort. Eine Ressource kann ein materielles oder immaterielles Gut sein. Geld und Arbeitszeit sind ebenso Ressourcen, wie es Rohstoffe sind. Demzufolge sind Ressourcen und Rohstoffe keine Synonyme, sondern Letztere eine Teilmenge von Ersteren. Bezieht sich aber Ressourceneffizienz dezidiert auf die Umwelt, dann sind mit Ressourcen ausschließlich natürliche Ressourcen gemeint. Und zu den natürlichen Ressourcen zählen erneuerbare und nicht-erneuerbare Primärrohstoffe sowie Wasser, Boden und Wind.

Die Messung von Ressourceneffizienz

Die Messung von Ressourceneffizienz ist noch weniger eindeutig als ihre Definition. Dass im umweltwissenschaftlichen Sprachgebrauch lediglich natürliche Ressourcen gemeint sind, ist nun klar. Aber was ist mit dem Output? Betrachtet man ein einzelnes Tischlereiunternehmen kann die Effizienz durch den Input von Holz und den Output von Möbeln und deren Lebensdauer errechnet werden. Interessiert einem die Ressourceneffizienz eines Staats, ist diese Methode untauglich.

Die EU empfiehlt als Leitindikator die Ressourcenproduktivität

Diese ergibt sich aus dem Verhältnis vom Output Bruttoinlandsprodukt (BIP) und dem Input, dem inländischen Materialverbrauch (DMC). Das BIP ist der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen, die binnen eines Jahres in einem Land hergestellt werden. Der DMC ist die Menge an natürlichen Ressourcen, die in einem Land verbraucht werden – abzüglich der Exporte, zuzüglich der Importe.

Kritik an der Messung

Der Deutsche Naturschutzring (DNR) kritisiert die Ressourcenproduktivität als Leitindikator. Dieser stellt lediglich ein Verhältnis von Euro (BIP)/Tonnen (DMC) dar. Die ökologische Tragfähigkeit der Erde spielt keine Rolle. Das heißt auch: Selbst, wenn die Ressourcenproduktivität deutlich zunehmen sollte, ist nicht gewährleistet, dass tatsächlichen weniger Ressourcen verbraucht werden. Angenommen, das BIP verzehnfacht sich in den nächsten Dekaden und das DMC verfünffacht sich im selben Zeitraum, ist die Ressourcenproduktivität doppelt so gut wie heute. Dennoch würden fünfmal mehr natürliche Ressourcen verbraucht. Die ökologischen Grenzen würden wohl gesprengt.

Die Errechnung der Ressourcenproduktivität betrachtet nur die Situation in Europa und dessen Länder. Ein Beispiel: Der österreichische Stahlkonzern voestalpine eröffnete 2014 ein neues Werk in Texas. Der Grund war billiges Gas. Sollte der Konzern seine Produktion eines Tages vollständig nach Übersee verlagern, würde die europäische und österreichische Ressourcenproduktivität steigen. Der Ressourcenverbrauch würde weltweit betrachtet aber nicht sinken, er würde nur anderswo stattfinden. Für die Umwelt ein Nullsummenspiel.

Streben nach absoluter Entkopplung

Wenn Staaten oder Staatengemeinschaften wie die EU von einer Entkopplung von Wohlstand, Wachstum und Ressourcenverbrauch sprechen, meinen sie eine relative Entkopplung. Das heißt: Solange das BIP stärker wächst als der Ressourcenverbrauch, ist die Entwicklung positiv zu bewerten. Das ist fatal. Erst, wenn das BIP wächst, obwohl der Ressourcenverbrauch konstant bleibt oder gar sinkt, spricht man von einer absoluten Entkopplung. Denn die Menge an endlichen Ressourcen orientiert sich nicht an unserem Wachstum. Und danach sollten wir streben.

 

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Quellen:

Tim Jackson: Wohlstand ohne Wachstum – Leben und Wirtschaften in einer endlichen Welt (2013) oekom Verlag.

https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/4242.pdf

http://www.eu-koordination.de/PDF/steckbrief-indikatoren.pdf

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