Wie entwickeln sich die Rohstoffpreise?

Gepostet von am 13. Jun 2017

Wie entwickeln sich die Rohstoffpreise?

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Fragt Ihr euch mitunter, warum alles genau so viel kostet, wie es kostet? Wer macht die Preise dieser Welt und nach welchen Kriterien werden sie gemacht? Welche Rolle spielen die Rohstoffpreise dabei und wie entwickeln sich diese überhaupt? Spiegeln die Preise um uns herum die tatsächlichen Werte der Rohstoffe plus ihrer Verarbeitung wieder? Führen steigende Rohstoffpreise zu steigenden Recyclingraten? Ein großes Thema, dessen ich mich hier in gut verdaulichen Häppchen annehmen will. Los geht’s mit einem Überblick zur aktuellen Entwicklung von Rohstoffpreisen.

Was gehen uns Verbraucher die Rohstoffpreise an?

Rohstoffe stellen mehr als ein Drittel aller Güter im Welthandel dar, schreibt die Wiki. Was geht mich der Welthandel mit Rohstoffen an, könnte ich jetzt fragen. Uns Verbraucher gehen Welthandel, Rohstoffe und Rohstoffpreise insofern an, als dass Letztere von uns mitbezahlt werden müssen. Denn wir bezahlen mit dem Ladenpreis (Endkundenpreis) die Rohstoffe mit, die in jedem Industrieprodukt stecken. Im Gesamtpreis machen sie neben Verarbeitungskosten, Transportkosten und Verpackungskosten zwar nur einen vergleichsweise überschaubaren Anteil aus, doch je nachdem, ob die Rohstoffpreise gerade sinken oder steigen, greifen auch wir Verbraucher entsprechend ins Portemonnaie – mal flacher, mal tiefer.

Was sind Rohstoffe?

Klar, wer über Rohstoffpreise diskutieren will, muss wissen, wovon er spricht. Die Frage, was Rohstoffe sind und wie und warum man sie in

  • Primärrohstoffe
  • und Sekundärrohstoffe

unterteilt, hat Benjamin Kloiber hier auf dem Wertstoffblog bereits ausführlich beantwortet. Das kann ich mir hier also sparen.

Die aktuelle Entwicklung der Rohstoffpreise 2016 / 2017

Wirtschaftsanalysten zufolge hätten wir im vergangenen Jahr einen bemerkenswerten Meilenstein hinter uns gebracht: Anfang 2016 hätte der Preisindex für Rohstoffe, den übrigens das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) ermittele, den niedrigsten Stand seit zwölf Jahren erreicht. Das, so schreibt es das Onlineportal Finanzen.net hätte unter anderem am Ölpreis gelegen, der fast zur gleichen Zeit seinen Tiefpunkt erlebte und einen beträchtlichen Anteil am Gesamtpreisindex habe. Aber auch die Preise für Industrie- und Agrarrohstoffe hätten demnach im Januar 2016 „am Boden gelegen“. Ende des Jahres habe das schon ganz anders ausgesehen: Die Analysen zeigten eine deutliche Preissteigerung – in Medien ist die Rede davon, dass sich die Preise „erholt“ hätten.

Anmerkung: Als auch studierte Volkswirtschaftlerin bin ich mit diesen hier von mir in Anführungszeichen gesetzten, weil zitierten, Sprachbildern vertraut. Dennoch möchte ich mich hier für einen Moment davon distanzieren und euch bitten, diesen Schritt mit mir zu tun. Warum? Nun, weil wertende Worte wie „die Preise liegen am Boden“, „die Preise haben sich erholt“ aus einer bestimmten ökonomischen Sichtweise heraus gewählt werden und – ohne jemandem zu nahe treten zu wollen – auch oft unbedacht benutzt werden. Ein Preis, der am Boden liegt, ist offensichtlich ein niedriger Preis. Mir wäre es lieber, es dabei zu belassen. Ich brauche das Bild vom am Boden liegenden Preis nicht. Was wäre die bildhafte Beschreibung, wenn der am Boden liegende Preis noch niedriger würde? Dann läge er wohl im Keller. Und dann? Hinzu kommt, dass das am Bodenliegen abwertend klingt. Gleichwohl nicht klar ist, ob der niedrige Preis womöglich in dieser niedrigen Höhe ein guter Preis ist, der reale Werte widerspiegelt. Könnte doch sein, dass die Höhe, aus der er „auf den Boden fiel“ unrealistisch war … Was sich schreiben will: Ein maximal hoher Preis ist nicht immer ein guter.

Doch zurück zur Entwicklung der Preise auf dem Rohstoffmarkt. Die waren also 2016 auf dem seit zwölf Jahren niedrigsten Niveau. Und dann erhöhten sie sich: Nicht nur Öl und Gas seien noch in 2016 wieder teurer geworden, sondern auch Rohstoffe wie Eisenerz, Kupfer, Aluminium oder Zinn. Ebenso Agrargüter wie Kaffee und Kakao, schreibt Finanzen.net weiter.

Demnach sei der HWWI-Preisindex für Nahrungs- und Genussmittel im Laufe des Jahres 2016 von 92 auf 105, für Agrarrohstoffe von 89 auf 105, für Industrierohstoffe von 83 auf 110 und für Eisenerz und Stahlschrott von 74 auf 125 gestiegen. Allein der Eisenerzpreis habe sich innerhalb von zwölf Monaten von 40 auf 80 Dollar je Tonne verdoppelt.

Einen Überblick über die Entwicklung der Rohstoffpreise zeigt die Tabelle des HWWI:

Interessant ist die hintergründige Einschätzung des Online-Portals, dass die Märkte von dieser Entwicklung teilweise überrascht worden seien und den Preisaufschwung so nicht erwartet hätten. Doch gleichwohl jeder Rohstoff seinen eigenen Markt und spezielle Faktoren auf der Angebot- und Nachfrageseite hätte, die bei der Preisfindung eine Rolle spielen würden, machen die Analysten das Überangebot, das auf vielen der Märkte bestünde und noch von einem Investitionsboom zu vorhergehenden Zeiten mit hohen Rohstoffpreisen rühre, für die aktuelle Entwicklung verantwortlich. Die Zyklen an den Rohstoffmärkten seien lang. Mit dieser Einschätzung werden Analysten der Deka-Bank im Bericht von Finanzen.net zitiert.

Und noch mehr Hintergrundwissen:

In den vergangenen fünf Jahren hätten die Rohstoffkonzerne demnach kaum in die Erschließung neuer Vorkommen investiert. Es gebe wegen der stark gefallenen Rohstoffpreise eine zunehmend spürbare Investitionslücke, die sich aktuell in einem schwächeren Angebot an Rohstoffen bemerkbar mache. Die Nachfrage steige jedoch weiter, so dass Angebot und Nachfrage sich langsam wieder annähern würden. Für 2017 würden die meisten Marktbeobachter und Analysten eine weitere Stabilisierung der Rohstoffmärkte erwarten, hieß es zum Jahresende 2016, wobei sie nicht unbedingt mit einem ähnlich ausgeprägten Preisanstieg wie in 2016 rechneten. Für starke Preisanstiege fehlten die Impulse von der globalen Rohstoffnachfrage, heißt es in einem Bericht von Wallstreet-online. Laut Finanzen.net hänge die Entwicklung der Rohstoffpreiseziemlich an der Entwicklung der Weltkonjunktur.

Und so geht’s weiter mit dieser Beitragsreihe:

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