Weihnachten? Das schenk‘ ich Dir! Oder auch nicht!

Gepostet von am 21. Dez 2017

Weihnachten? Das schenk‘ ich Dir! Oder auch nicht!

Als Wertstoffblogger haben wir euch in den vergangenen Jahren zu Weihnachten mit den besten Tipps und Tricks versorgt, um zum Fest Müll zu vermeiden, und mit Hintergrundinfos zu Geschichte, Tradition und Realität von Geschenkverpackungen. Dieses Jahr gehen wir noch einen Schritt weiter: Wir hinterfragen das Weihnachtsgeschenk und die Schenkerei an sich. Lest, zu welchem Schluss wir kommen: Schenken oder nicht schenken?

Vom Weihnachtsgeschäft

Bevor wir gleich kräftig an der Tradition Weihnachtsgeschenk rütteln, ein paar Zahlen und Fakten zum Geschäft, das an Weihnachten aus dem Geschenkemachen resultiert. Das weihnachtliche Geschäft ist für viele Händler das Wichtigste im Verkaufsjahr. Für den Einzelhandel gelten der November und der Dezember als das Weihnachtsgeschäft: 15 Prozent des Jahresumsatzes werde dann gemacht. Wobei die eine Handelsbranche stärker auf das Weihnachtsgeschäft setzen muss als die andere: Spielzeughändler würden mit 28 Prozent im Weihnachtsgeschäft mehr als und Buchhändler mit 25 Prozent ein Viertel ihres Jahresumsatzes machen, schreibt das Portal handelsdaten.de in einem Bericht zu verschiedenen Studien zum Weihnachtsgeschäft.

Vom Wert der Weihnachtsgeschenke

Insgesamt beziffere der Handelsverband Deutschland (HDE) demnach den Umsatz für das Weihnachtsgeschäft 2017 auf 94,5 Milliarden Euro, der damit um drei Prozent höher liege als der vom Vorjahr 2016. Aber: Im Schnitt wollen die Deutschen in diesem Jahr 2,5 Prozent weniger für Weihnachtsgeschenke ausgeben als noch 2016: Jeder Bundesbürger ab 12 Jahren würde demnach 466 Euro in Weihnachtsgeschenke stecken. Die Hälfte der hierzu Befragten gebe für Weihnachtsgeschenke dieses Jahr mehr als 300 Euro aus, ein Fünftel mehr als 500 Euro.

Bei anderen Umfragen werden durchschnittlich 266 Euro (Ernst & Young) und 278 Euro (GfK) in Weihnachtsgeschenke gesteckt.

Von den Beschenkten

Am häufigsten bekämen die Partner Weihnachtsgeschenke (71,3 Prozent). Es folgen in der Rangliste der Beschenkten die Verwandten und Eltern (jeweils 61,7 Prozent).

Von den Geschenken

Die vorgeschriebenen Zahlen zeigen, wie viel wir in diesem Jahr für Weihnachtsgeschäfte ausgeben. Die Antwort auf die Frage, wofür das Geld 2017 ausgegeben wird beziehungsweise was wir unseren Lieben schenken, liefern die handelsdaten.de ebenfalls: Die Top 3 der Weihnachtsgeschenke seien in diesem Jahr

  • Geschenkgutscheine / Geld,
  • Bücher (Papierbücher und E-Books)
  • und Kleidung.

Ebenfalls häufig verschenkt würden demnach

  • Spielwaren
  • und Lebensmittel beziehungsweise Süßwaren.

Letztere hätten allerdings gegenüber dem Vorjahr deutlich an Boden verloren (minus 11 Prozentpunkte).

Weihnachtsgeschenke schenken – oder nicht?

In einem spannenden Interview lieferte kürzlich Professorin Elfie Miklautz, Kultursoziologin an der Wirtschaftsuniversität Wien, Denkanstöße zum Thema Weihnachtsgeschenk im Besonderen sowie zur Schenkerei im Allgemeinen.

Die Frage, was ein Geschenk sei, beantwortete Miklautz so: Ein Geschenk sei demnach die Übermittlung eines Gegenstandes oder einer Leistung an jemanden, die unentgeltlich erfolge – an der Oberfläche jedenfalls. Man müsse dafür zumindest kein Geld bezahlen.

Warum wir schenken, erklärt Miklautz so: Kulturhistorisch liege der Ursprung des Schenkens im Opfer. Menschen versuchten, die Götter günstig zu stimmen, damit sie ihnen gewogen seien. Grundsätzlich sei das Beschenken von jemandem eine Geste, mit der man eine vertrauensbildende Maßnahme setze. Man habe damit auch eine bestimmte Art von Ehrerbietung und Anerkennung zum Ausdruck gebracht.

Geschenke dienten aber auch dazu, die soziale Stellung in der Hierarchie zu veranschaulichen. Wer besonders aufwendig zu schenken vermochte, war höherstehend als der, der das nicht konnte. Das ist auch heute noch so, dass Sie sich in eine subalterne Position begeben, wenn Sie beschenkt werden und nicht adäquat erwidern können. Mit dem Schenken wird also auch ein Machtverhältnis etabliert und gefestigt.

Auch heute wohne Miklautz zufolge dem Schenken aber immer noch die vertrauensbildende Komponente inne. Das Schenken sei demnach eine initiative Geste, um dem anderen ein Beziehungsangebot zu machen. Die Soziologin verbindet das Schenken mit der implizierten Erwartung seitens des Schenkenden, dass sein Geschenk in irgendeiner Wise beantwortet werde.

Dass es an Weihnachten heute vor allem Geschenke für Kids regne, führt Miklautz auf die historisch gewachsene Statusumkehr und dem damit verbundenen Schenkungsritual zurück, die den zunächst heidnischen Festen um diese Jahreszeit und dann dem verchristlichten Weihnachtsfest zuzuschreiben sei: Über die Geschenke würden jene, die normalerweise nichts zu sagen hätten, plötzlich in relativ machtvolle Positionen gelangen und beschenkt werden.

Spannend ist der „Aspekt der Umkehrung der herrschenden Ordnung“, den Miklautz „auch in anderer Weise im weihnachtlichen Schenken“ sieht: Wir inszenieren zu Weihnachten eine Art Gegenwelt, in der man etwas bekommt, ohne etwas dafür leisten zu müssen. Im Gegensatz zur kapitalistischen Marktlogik, in der Berechnung, Profit und Eigennutz das Tun bestimmen, geht es im Schenken um uneigennütziges, großzügiges Verausgaben. Wir machen Kinder glauben an eine Welt, in der das Wünschen – ganz wie im Märchen – noch geholfen hat, und vergegenwärtigen uns damit unsere eigene Sehnsucht.“

Wer nun glaubt, dass die Soziologie-Professorin vom Schenken nichts halte, der irrt: „Das wäre dann eine Art Nicht-Angriffspakt, mit dem wir uns wechselseitig von einer lästigen Verpflichtung befreien. Dennoch stimmt es ein wenig traurig.  Geschenke bereichern ja unsere Beziehungen, weil damit ein Moment von Beglückung verbunden sein kann. Und wir möchten nun mal überrascht und beglückt und durch ein gelungenes Geschenk vom anderen sozusagen im Innersten erkannt werden. Wir brauchen Wertschätzung und Anerkennung. Geschenke sind ein geeignetes Kommunikationsmittel, um derartige Botschaften zu überbringen. Da schlicht darauf zu verzichten, das würde die Welt ein Stück kälter machen.“

Warum wir euch diese soziologische Sicht auf das Schenken so ausführlich nahegebracht haben? Weil sie zu einigen Tipps führt, die wir potentiellen Weihnachtsgeschenkschenker uns aus Gründen der Nachhaltigkeit zu Herzen nehmen sollten:

  • Das perfekte (laut Miklautz das sogenannte reine) Weihnachtsgeschenk wäre eins, das ohne irgendeine Erwartung gegeben werde.
  • Das gute Geschenk wäre demnach eins, das nicht die eigenen Wünsche an die andere Person in den Mittelpunkt stelle.

Unsere besten Wertstoffblogger-Tipps zum Thema Weihnachtsgeschenk lauten in 2017 deshalb:

  1. Schenkt uneigennützig!
  2. Schenkt nachhaltig!
  3. Schenkt wertstoffbewusst!

Ihr seht schon, wir raten euch auch für das diesjährige Weihnachten: Schenkt! Doch bitte versucht es in 2017 einmal mit nur einem Geschenk pro Liebling, den ihr beschenken wollt. Das spart Wertstoffe, mindert aber nicht zwingend den Wert eures Geschenks. Denkt auch daran: Ein perfektes Geschenk bekommt die volle Aufmerksamkeit des Beschenkten.

In diesem Sinne: Frohe Weihnacht!

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