INFA-Gutachten: Die Erfassungsmengen der Wertstoffe im Detail
Vorgaben für eine bessere Wertstofferfassung und die dazu passende Recyclingquoten vorschlagen – Das war die Aufgabenstellung für die INFA GmbH beim Erarbeiten eines Gutachtens. Und – es hat funktioniert. Das INFA-Gutachten liefert bemerkenswerte Einsichten zu den Themen Wertstofferfassung, Recycling und Recyclingquoten. Das laut Studie noch vorhandene Wertstoffpotenzial ist hoch und zeigt, was ein ambitioniertes Wertstoffgesetz imstande wäre, in Gang zu setzen. Doch das 39 Seiten lange INFA-Gutachten hat ebenfalls den Einfluss der Einwohnerdichte auf die Wertstofferfassung analysiert und liefert detaillierte Erkenntnisse über die einzelnen Wertstoffe. Und um Letztere geht es nun.
Altpapier
Die Stadt verliert mehr Papier als das Land. Wie ist das gemeint? Zwar nimmt das Potenzial zur Erfassung von Altpapier bei zunehmender Einwohnerdichte ab. Auffallend ist jedoch: Die erfasste Menge der öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger klafft bei dicht besiedeltem Gebiet weit auseinander. In Orten mit durchschnittlicher Einwohnerdichte werden im Jahr rund 78 Kilogramm Altpapier pro Einwohner erfasst. Das Potenzial liegt bei 88 Kilogramm. Luft nach oben, nennt man sowas. In dicht besiedelten Städten werden im Durchschnitt 62 Kilogramm Altpapier erfasst, wobei das Potenzial bei 77 Kilogramm liegt. Das ist mehr Luft nach oben.
Was beim Papier ebenso auffällt, wie bei vielen anderen Wertstoffen, ist die große Menge, die im Restabfall versickert – vor allem in Städten. Während in sehr ländlich strukturierten Regionen pro Kopf sieben Kilogramm Papier pro Jahr im Restmüll landen, sind es in äußerst dicht besiedelten Räumen ganze 24 Kilogramm.
Glas
Was haben Glas und Papier gemeinsam? Auf dem Land wird mehr davon erfasst als in der Stadt. Je dichter das Siedlungsgebiet, desto geringer die erfasste Menge an Glas. Und wie beim Altpapier, landet auch Glas zuhauf im Restmüll. Während es in leicht besiedelten Gebieten sechs Kilogramm pro Kopf sind, landen in städtischen Regionen 13 Kilogramm im Restmüll. Das ist zwar mehr als doppelt soviel, doch der Unterschied ist nicht so eklatant wie beim Altpapier.
Metall
Bei Papier und Glas kann man einen Trend erkennen, was den Zusammenhang von Einwohnerdichte und Wertstofferfassung betrifft. Das ist bei Metall nicht so. Sehr viele öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger sammeln lediglich zwischen null und zwei Kilogramm Metall pro Person und Jahr. Der Durchschnitt liegt aber weitaus höher. Denn in zahlreichen Landkreisen werden auch zwischen sechs und zehn Kilogramm erfasst.
Wie viel Metall erfasst wird, hängt demnach weniger von der Einwohnerdichte ab, als viel mehr vom spezifischen Gebrauch des jeweiligen Landkreises oder der jeweiligen kreisfreien Stadt. Eine zweite Auffälligkeit: Addiert man das erfasste Metall mit der Menge im Restmüll, ergibt das elf Kilogramm Metall pro Person und Jahr – und das völlig unabhängig von der Siedlungsdichte. Im städtischen Raum wird nur deshalb weniger Metall erfasst, weil dort mehr im Restmüll landet.
Kunststoff
Nun kommen wir zu einem Wertstoff, bei dem wieder ein klarer Trend bei seiner Erfassung festgestellt werden kann: Kunststoff. In ländlichen Gebieten wird mit 21 Kilogramm pro Jahr und Einwohner deutlich mehr erfasst als in dicht besiedelten, wo es nur acht Kilogramm sind.
Kunststoff gehört zu den Wertstoffen, von denen in sehr dicht besiedelten Orten größere Mengen im Restmüll landen, als ursprünglich erfasst werden. In Städten, in denen viele Menschen auf engem Raum leben, werden acht Kilogramm Kunststoff pro Einwohner erfasst und recycelt. Die Menge im Restmüll beträgt mit 21 Kilogramm ein Vielfaches mehr. In der Hinsicht ist Kunststoff nichts Besonderes. Denn auch Metalle, Bio- und Grünabfälle werden in Städten eher in der Restmülltonne entsorgt, als wiederaufbereitet.
Ein Reservoir an Wertstoffen im Restmüll
Bei der Erfassung von Wertstoffen gibt es einige Unterschiede und viele Gemeinsamkeiten zwischen ihnen. Oft hängt die erfasste Menge von der Einwohnerdichte ab – jedoch nicht immer. Eine unglückliche Gemeinsamkeit ist, dass die Wertstofferfassung in dicht besiedelten Gebieten bisher schlechter funktioniert als anderswo.
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Quellen:
http://wertstoffgesetz-fakten.de/wp-content/uploads/INFA_Gutachten.pdf
http://wertstoffgesetz-fakten.de/wp-content/uploads/INFA_Kurzfassung.pdf
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