Energieeffizienz ist der Einstieg für Unternehmen in Rohstoff- und Ressourceneffizienz

Gepostet von am 18. Feb 2016

Energieeffizienz ist der Einstieg für Unternehmen in Rohstoff- und Ressourceneffizienz

In den vergangenen Beiträgen habe ich viel geschrieben über Energieeinsparung durch Verwendung von Recyclingrohstoffen und Energieeffizienz in der Recyclingwirtschaft. Daraus könnte man den Eindruck gewinnen, dass Energieeffizienz und Ressourceneffizienz zwei völlig verschiedene Disziplinen sind. Doch eigentlich kann man Energieeffizienz auch als einen Teilbereich der Rohstoffeffizienz betrachten. Somit wird Energieeffizienz zu einem Einstieg in den viel größeren und umfangreicheren Bereich der Rohstoffeffizienz.

Wie sind die Definitionen von Energieeffizienz, Rohstoffeffizienz und Ressourceneffizienz?

Damit wir bei der Vielzahl von Begriffen, die wir hier verwenden, von dem Gleichen reden, ist es sinnvoll die genaue Bedeutung zu klären, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. Relativ klar ist es noch bei der Energieeffizienz, hier geht es darum, möglichst wenig Energie zu verbrauchen für die Produktion und den Betriebsablauf.

Effizienz bedeutet das Verhältnis des Nutzens, also Produktion und Betriebsablauf, zum Aufwand, also des Energieeinsatzes, für den Nutzen.

Schwieriger wird es bei Rohstoff- und Ressourceneffizienz. Diese beiden Begriffe werden in den Medien oder bei Initiativen unterschiedlich verwendet. Ich würde prinzipiell unterscheiden zwischen den in einem Unternehmen eingesetzten Rohstoffen und den global verfügbaren Ressourcen.

Bei den im Unternehmen verwendeten Rohstoffen gilt für die Rohstoffeffizienz das Gleiche wie in der Energieeffizienz. Es geht hierbei also darum einen möglichst hohen Nutzen aus dem Materialeinsatz zu erzielen, und wird daher auch gerne als Materialeffizienz bezeichnet.

Ressourcen sind hingegen die Primärrohstoffe, die in der Natur zu finden sind. Gemäß dem VDI Zentrum Ressourceneffizienz ist damit eine effiziente Nutzung von technisch-wirtschaftlichen und natürlichen Ressourcen gemeint. In Deutschland gibt es sogar eine Norm bzw. Richtlinie für diese Definition. Nach der Richtlinie VDI 4800 Blatt 1 wird Ressourceneffizienz definiert als „das Verhältnis eines bestimmten Nutzens oder Ergebnisses zum dafür nötigen Ressourceneinsatz“.

In einzelnen Schritten von der Energie- über die Rohstoff-
zur Ressourceneffizienz

Ressourceneffizienz ist also am umfassendsten, es beschreibt den globalen Umgang mit allen Ressourcen. Material- und Energieeffizienz sind hingegen eher lokale Betrachtungen. Ich stelle mir eine ansteigende Bedeutung der einzelnen Bereiche vor, wobei Energieeffizienz als Bestandteil der Rohstoffeffizienz und diese wiederum als Teil der Ressourceneffizienz angesehen werden kann.

Rohstoffeffizienz lohnt sich für produzierende Unternehmen

Wenn ich schon immer wieder schreibe, dass sich Energieeffizienz für produzierende Unternehmen lohnt, was ist dann erst mit der Rohstoffeffizienz? Der Anteil der Energiekosten bewegt sich meistens nur im mittleren oder gar im unteren einstelligen Bereich. Die Rohstoffkosten liegen hingegen bei rund 40 Prozent, mehr noch als die Personalkosten. Der wirtschaftliche Nutzen einer erhöhten Rohstoffeffizienz macht sich also schnell bemerkbar und erhöht die Unabhängigkeit von Preisschwankungen im Materialeinkauf. Eine systematische Betrachtung mit dem Ziel des effizienten Materialeinsatzes ist anscheinend noch wenig verbreitet in den produzierenden Unternehmen.

Eine solche Betrachtung könnte ähnlich aussehen wie bei der Energieeffizienz. Transparenz bei den Stoffströmen mit adäquaten Kennzahlen ermöglichen Entscheidungen hinsichtlich der Effizienz des eingesetzten Materials genauso wie bei der Betrachtung von Lebenszykluskosten von Investitionsentscheidungen. Auf lange Sicht schafft man sich auch wirtschaftliche Vorteile durch einen effizienteren Umgang mit Rohstoffen.

Für Materialeffizienz von der Energieeffizienz lernen

Um einen effizienteren Umgang mit den Rohstoffen im Unternehmen zu erreichen, kann man auch wieder vom Thema Energieeffizienz lernen. Hier sind einige Beispiele:

  • Ein Materialmanagementsystem könnte die Stoffströme im Unternehmen abbilden, analog zum Energiemanagementsystem.
  • Material- oder Rohstoffmanager sind verantwortlich für die effiziente Nutzung von Materialien im Unternehmen.
  • Materialeffizienznetzwerke helfen Unternehmen dabei Erfahrungen mit Rohstoffeffizienz untereinander auszutauschen, analog zu den Energieeffizienznetzwerken. Solche Netzwerke gibt es bereits in einigen Regionen von Nordrhein-Westfalen mit Unterstützung der Effizienz-Agentur NRW.
  • Material- und Rohstoffeffizienz beginnt, genauso wie Energieeffizienz, bei der Entwicklung von neuen Produkten und der Planung von neuen Produktionsanlagen.

Ressourceneffizienz für nachhaltige und bezahlbare
Versorgung mit Rohstoffen

Übergeordnet über der Material- oder Rohstoffeffizienz steht dann die globale Ressourceneffizienz. Das wirtschaftliche Interesse ist nicht kurzfristig sichtbar. Doch um eine nachhaltige und bezahlbare Versorgung mit Rohstoffen sicherstellen zu können, wird es immer wichtiger, sich mit den globalen Aspekten der Rohstoffe zu befassen.

Die Frage der Versorgungssicherheit wird immer wichtiger für viele Rohstoffe, sie sind nicht unbegrenzt verfügbar. Hinzu kommen schwankende Preise auf dem Weltmarkt mit teilweise deutlicher Tendenz nach oben. Und schließlich noch die Folgen des Abbaus von Rohstoffen für die Menschen und die Umwelt, davor kann man sich nicht ewig die Augen verschließen.

Vielleicht sieht es beim technischen und wirtschaftlichen Potenzial für Materialeffizienz anders aus als bei der Energieeffizienz, doch bei dem hohen Anteil der Kosten kann es sich doch lohnen für produzierende Unternehmen. Die globale Betrachtung mit der Ressourceneffizienz ist wichtig für den langfristigen Blick, ob noch genauso und zu den gleichen Kosten produziert werden kann.

 

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